- Im Lauf der 365 Tage eines Sonnenjahres folgen Sonn- und Werktage aufeinander und bilden seine 52 Wochen. Zwei
große Feste lassen sich als Angelpunkte hervorheben, nämlich das je nach Frühlingsvollmond variable Osterfest
und das Weihnachtsfest, das am 25. Dezember gefeiert wird.
- Die EO beschreiben sehr detailliert alle Möglichkeiten, die der liturgische Festkreis bieten kann. Die
Vielzahl der nach dem 2. Vatikanischen Konzil getroffenen Änderungen im liturgischen Kalender macht eine
genauere Beschreibung unumgänglich, hinzu kommen die uns nicht mehr geläufigen Strukturen des 12. Jahrhunderts.
- Die geprägten Zeiten
- Der Advent als Vorbereitungszeit des Weihnachtsfestes erstreckt sich über vier Sonntage; die drei
Winterquatembertage fallen in die dritte Adventswoche, die auch in gewisser Weise den zweiten Teil der
Adventszeit einleitet. Die vierte Woche bleibt allerdings normalerweise unvollständig. Diese Zeit ist
gekennzeichnet durch strenges Fasten (Verzicht auf Milch, Eier, Käse; wir befinden uns immerhin mitten im
monastischen Fasten!) und die Lesung des Propheten Jesaja, deren Beginn das Responsorium Aspiciens auszeichnet.
- Das Weihnachtsfest fällt auf den 25. Dezember, den Tag des sol invictus (die Tage werden länger und die
Sonne erweist sich symbolisch als Sieger). Der Festtag hat einen Vigiltag und eine Nachfeier oder Oktav, auf
deren achten Tag das Fest der Beschneidung des Herrn fällt. In diese Woche fallen traditionellerweise auch die
Gedenktage der drei comites Christi, des Erzmärtyrers Stephanus, des Lieblingsjüngers Johannes und der
Unschuldigen Kinder. Alle drei Feste haben ebenfalls eine eigene Oktav, aufgrund der Festzeit jedoch in Form
einer Kommemoration. Auf den 6. Januar fällt
schließlich der Festtag der Epiphanie, dem ein Vigiltag vorangeht und eine feierliche Oktav folgt.
- Eine Reihe von Wochen schließt sich nun an, deren Sonntage logischerweise »nach der Oktav von Epiphanie«
genannt werden. In diesen Tagen werden die Briefe des Apostels Paulus gelesen, und die Responsorien sind den
Psalmen entnommen: DOMINE NE IN IRA TUA an den Sonntagen, BENEDICAM
DOMINUM an den Werktagen.
- Die Vorbereitungszeit auf Ostern unterteilt sich in mehrere Etappen: die Zeit der Septuagesima beginnt am
neunten Sonntag vor Ostern und umfasst drei Sonntage und Wochen, eben die Septuagesima, Sexagesima und
Quinquagesima. Das Buch Genesis und die Responsorien IN PRINCIPIO, sowie der tractus in
der Eucharistiefeier stellen die ersten vorösterlichen Elemente dar, die diese Bußzeit hervorheben. Am Mittwoch
der Quinquagesima hat die Aschensegnung und -austeilung ihren Platz, ein Ritus, der in die eigentliche »große«
Fastenzeit einführt. Sie beginnt aber erst am Sonntag, der ihr den lateinischen Namen gegeben hat: Quadragesima,
oder der vierzigste Tag vor dem Osterfest (sechs Wochen mit sieben Tagen, Karfreitag und Karsamstag ausgenommen,
die mit dem Ostersonntag die Drei Österlichen Tage bilden). Diese Zeit zeichnet sich durch ihr »großes« Fasten
mit der Enthaltung von bestimmten Speisen aus. Während der ersten Fastenwoche werden die Frühlingsquatembertage
gehalten. Als Zeichen der Trauer wird niemals Alleluia gesungen. Hingegen setzt sich die Lesung des Pentateuch
in der Gemeinschaft fort. In den Vigilien liest man jedoch die Kommentare des hl. Augustinus zu den Psalmen.
Je näher das Osterfest rückt, desto intensiver wird auch die Vorbereitung. In den beiden letzten Wochen liest
man den Propheten Jeremia, und in der letzten Woche, beginnend mit dem Palmsonntag, folgt man dem Leidensweg
des Herrn Schritt für Schritt.
- Der Karfreitag oder Parasceve bildet mit dem Samstag oder dem Vigiltag von Ostern und dem Ostersonntag die
drei Tage des Herrenpascha, das Triduum des Herrenleidens.
- Der Ostersonntag, »das Fest der Feste«, wie es im Martyrologium, dem liturgischen »Festkalender«, heißt,
eröffnet die fünfzigtägige Osterfestzeit, in der man, nach RB 15,1, ununterbrochen Alleluia singt. Der Ostertag
selbst wird acht Tage lang gefeiert und bildet somit das liturgische Urgestein der Oktaven. Die folgende
Osterzeit wird vor allem durch die gemeinsame Lesung der Apostelgeschichte und der Offenbarung geprägt, der
sich die Responsorien DIGNUS ES DOMINE etc. anschließen. Es folgen die
kanonischen Briefe, denen, wie bei den Paulusbriefen, aus den Psalmen entnommene Responsorien
SI OBLITUS FUERO entsprechen. Der vierzigste Tag nach Ostern, das Fest der Himmelfahrt Christi,
wird wieder mit Vigiltag und eigener Oktav gefeiert. Es eröffnet gleichzeitig die Vorbereitungszeit auf den
fünfzigsten Tag nach Ostern, das Pfingstfest. Dieser Festtag, dem eine eigens gestaltete Vigil in Anlehnung
an die Ostervigil vorausgeht, hat seine Nachfeier, in die die Sommerquatember fallen. Der Sonntag der
Dreifaltigkeit kommt im Lauf des 12. Jahrhunderts hinzu und beschließt die Pfingstwoche.
- Die unterschiedlich lange Zeit, die sich zwischen Pfingsten und Advent schiebt, erlaubt der Gemeinschaft die
fast kontinuierliche Lesung der Bücher des Alten Testamentes, deren Beginn im Sonntagsoffizium (Vesper, Vigilien
und Laudes) eigene hystoriae mit Antiphonen und Responsorien bilden:
- - in den Monaten Juni und Juli die Bücher der Könige mit den Responsorien DEUS OMNIUM,
- - im Monat August die Weisheitsbücher mit den Responsorien IN PRINCIPIO
DEUS,
- - im September zuerst Hiob mit den Responsorien SI BONA SUSCEPIMUS, dann ab dem dritten
Sonntag das Buch Tobit mit den Responsorien PETE DOMINE. In diese Woche fallen
auch die
bekanntesten Quatembertage, die Herbstquatember.
- - Im Monat Oktober folgen die Bücher der Makkabäer mit den Responsorien ADAPERIAT
DOMINUS und im
November die prophetischen Bücher von Ezechiel, Daniel und den zwölf kleinen Propheten mit den Responsorien
VIDI DOMINUM.