- Die monastische Zeiteinteilung richtet sich zuerst einmal nach den ganz menschlichen Bedürfnissen der
einzelnen Jahreszeiten. Notwendigerweise heißt das: es gibt Zeiten, wo das Wetter gut, und Zeiten, wo das Wetter
schlecht ist. Dann fallen im Frühjahr die Schafschur an und ebenfalls die Aussaat. Im Sommer muss gemäht und
geerntet werden, während im Herbst die letzten Feldfrüchte einzuholen sind, ganz zu schweigen von der
Traubenernte.
- Die monastische Zeit ist notwendigerweise aber zugleich eine ganz und gar christliche Zeit, geprägt durch den
Sonntag und die sechs Arbeitstage. Zweiundfünfzig solcher Wochen bilden das Jahr, dessen Angelpunkt (auch
zwischen guter und schlechter Saison) das Osterfest darstellt. Seine Vorbereitungszeit, das Große Fasten,
verlängert durch die Septuagesima, und seine große Nachfeier der Fünfzig Tage mit dem Pfingstfest und seiner
Nachfeier sind wahrhaftig der Höhepunkt des Jahres. Die anderen Herrenfeste schließen sich gewissermaßen an,
denken wir nur an das Geheimnis der Geburt Christi und der Erscheinung, dem eine der österlichen Bußzeit
ähnliche Vorbereitungszeit vorausgeht. Andere Geheimnisse aus dem Leben des Herrn und seiner jungfräulichen
Mutter wechseln sich ab mit den Festen der Heiligen. Diese Tage können, je nach Festcharakter, arbeitsfrei
oder normale Arbeitstage sein, bewegliche Feste oder auf ein bestimmtes Datum festgelegt. Der Festcharakter
und die Wichtigkeit eines Geheimnisses oder eines Heiligen geben auch vor, ob dem eigentlichen Tag eine
Vigilfeier vorausgeht und/oder sogar eine Nachfeier (»Oktav«) folgen soll. Festtage, die ihre Entstehung
bestimmten Ereignissen im Laufe der Kirchengeschichte verdanken oder die auf besondere Frömmigkeitsformen
zurückgehen, schieben sich zwischen die feststehenden Gedenktage, z.B. das Fest der Kreuzerhöhung, die
Mariengedächtnisse und die Totengedenken.
- Schließlich kommen noch die monastischen Bräuche hinzu, die gewisse Zeiten und Tage, ja selbst die täglichen
Verrichtungen prägen, vor allem durch das Fasten. So befolgen die Zisterzienser nicht nur die einzelnen
Bestimmungen der RB, sondern sie übernehmen auch einzelne Übungen, die erst später in Gebrauch kamen, so das
Totenoffizium, die werktägliche Konventmesse, das Kapitel, der Trunk (biberes) vor der collatio.
Die Folge davon ist ein je nach Bedarf wechselnder Zeitplan.
- Die ungefähre Stundendauer nach alter römischer Berechnung:
Der Tag beginnt bei Sonnenaufgang mit der ersten Stunde, und bei Sonnenuntergang endet die zwölfte Stunde.
Daran schließen sich bis zum nächsten Sonnenaufgang die zwölf Stunden der Nacht an.
Im Winter beträgt das Mittelmaß zwischen Oktober und März für eine Sonnenstunde etwa 45 Minuten, Sonnenaufgang
gegen 7.15 Uhr, Sonnenuntergang gegen 16.45 Uhr.
In der großen Fastenzeit (Ende März) hat eine Sonnenstunde etwa 60 Minuten, Sonnenaufgang gegen 6.00 Uhr,
Sonnenuntergang gegen 18.00 Uhr.
Im Sommer, zwischen Mai und August, rechnet man für eine Sonnenstunde etwa 75 Minuten; Sonnenaufgang gegen
4.45 Uhr, Sonnenuntergang gegen 19.15 Uhr.