Die Gutskapelle.

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Der Umbau zur Kapelle erfolgte vermutlich um 1600 unter den Herren von Zeschau. Dabei wurde die Südwand des ehem. Sanktuariums teilweise niedergelegt, um die Treppe zur Herrenloge und zu den Räumen über den südlichen Seitenkapellen einzubauen. Auch diese Räume entstanden wohl erst zu dieser Zeit. Die Süd- und die Ostwand wurden auf die heutige Höhe gebracht und ein neues Dach mit dem Zwerchhaus aufgesetzt. Die Ostfenster der Seitenkapellen wurden zu Türen. Die Kapelle selbst ist nach Westen ausgerichtet, denn der Altarraum wurde in die Vierung der ehem. Klosterkirche eingebaut. Es fanden verschiedene Teile des ehem. Klosters Verwendung:

Aus der Zeit um 1600 stammen wohl das Maßwerk in den Fenstern in spätestgotischen Formen und der Beichtstuhl. Die Bemalung an der Empore ist sicher nach 1678 einzuordnen (Wappen der Fürstenschule Grimma?).
Der Schlussstein mit dem Agnus Dei wird gern mit dem verliehenen Klosterwappen in Verbindung gebracht. Dabei ist zu bedenken, dass die Gestaltung durchaus abweicht und das Agnus Dei sich auch im Wappen des Bistums Meißen befindet. Auch die Darstellung des Agnus Dei im Wappen über dem Rathausportal in Belgern kann man nicht mit dem Klosterwappen in Verbindung bringen, dort geht es auf das Wappen des letzten Meißner Bischofs Johann von Haugwitz zurück, dem 1570 Belgern als Ausstattung zugewiesen worden war.
Die Form der Kanzel ist für die Zeit um 1600 sehr ungewöhnlich, zu vermuten wäre eher eine manieristische Holzkanzel. Es ist zu überlegen, ob es nicht die Lesekanzel des ehem. Refektoriums sein könnte.
Noch 1662 heiratete Johann Christoph von Zeschau auf „Closter buch“ (überliefert ist eine Hochzeitspredigt auf Johann Christoph von Zeschau, auf Closter buch, und Barbara Catharina von Hartitzsch, 6. Mai 1662 von Andreas Kather).
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Gut derart verschuldet, dass es versteigert werden musste. Die Fürstenschule Grimma übernahm es 1663 für 16.000 fl. mit Ober- und Erbgericht.
1678 wurde die Kapelle nach sicher notwendigen Reparaturen durch den damaligen Superintendent von Leisnig, Dr. Johann Friedrich Mayer, geweiht. Die Weihepredigt ist in seinem Museum ministri ecclesiae (Leipzig 1693) abgedruckt. Das Wappen an der Empore ist wohl dieser Zeit zuzuordnen. Die Eule im Wappen deutet sicher auf die Fürstenschule als Vermittler der Weisheit.

In der Sächsischen Kirchengalerie (um 1840) wird die Kapelle wie folgt beschrieben:

»Das Innere der Kapelle ist eng und veraltet, aber sehr hoch, das wichtigste Stück darin ist die Altartafel; sie enthält neben Bildern der heil. Geschichte, mehrere Familienwappen, theilweise verwischt, geschichtliche Notizen, auf die wir uns bisher öfter bezogen, und die Namen von Inspectoren und von Lehrern der Fürstenschule Grimma aus alter, vermuthlich jener Zeit, in welcher sie erbaut und eingerichtet ward. Auf der Hinterwand erblickt man ein Kästchen, auf dessen oberer Seite ein Bettler abgebildet ist mit der Nebenschrift: ipsius aere. Die Kehrseite enthält folgende Erklärung dazu: „Zur Renovation dieser Kirche ist eingenommen: ein fremder Bettler, so ao. 1677 den 17. Octbr. in dem Dorf Kleinweitzschen verstorben und in einem Beutel 122 Gülden 29 Gr. bei sich gehabt, inclus. was aus denen ganzen und halben Speziesthalern mit gelöset worden ist. Von solchem Gelde hat die Churfürstl. Hohe Landesregierung verordnet 43 Mfl. 16 Gr. zu der Kapelle, 50 Mfl. der Kirche zu Großweitzschen, 28 Mfl. 12 Gr. der zu Limpach. Ferner: ist ao. 1680 auf dem Schlosse zu Leisnig eine Hochzeit gewesen und da sich die Gäste im Kloster Buch umgesehen, haben selbige in den Klingelbeutel zu einem Kelche eingelegt. Es kostet dieser Kelch nebst silbernem Deckel, Schachtel, auch zinnern Kännigen und Meßgewand von carmoisinrothen Sammet mit goldnen Franzen oder Gallonen 48 Thlr., und soll in dieser Kapelle als Inventarium verbleiben (ist auch noch vorhanden). Das Chorhemd hat der Durchl. Churfürst Johann Georg III. im J. 1685 angeschafft. Die Bekleidung des Altars, Kanzel und Taufsteins hat der Goldarbeiter Rackel in Dresden, das Taufbecken Herr Hausverwalter (die Aufschrift sagt: Fischer zu Kloster Buch; es ist übrigens dem in Altenhof völlig ähnlich) Kaspar Hensel (1678), die Sanduhr auf der Kanzel Hans Christian Pietsch in Leisnig nebst Bibel und Agende geschenkt. Eine silberne, stark vergoldete Kanne hat ao. 1709 des damaligen Amtsmanns Joh. Gottfried Sam. Seyfrieds Eheliebste, Frau Sophie Elise, nach durch göttliche Hilfe erfolgter Genesung von einer schweren Krankheit, dieser Kapelle verehret. Die Orgel hat der Erbpachtmüller auf seine Kosten für 300 Thlr. erbauen lassen im J. 1797 und auch außerdem 50 Thlr. der hiesigen Kapelle zu künftiger Reparatur derselben geschenkt.«

Letzteres bestätigt die Überschrift am Orgelwerk:

»Zur Ermunterung des Gottesdienstes ließ diese Orgel nebst Unterhaltung setzen Joh. Reinhold Zöllner, Müller allhier, 1797.«

Der Beichtstuhl wird in der Kirchengalerie nicht genannt. Seine Herkunft ist nicht gesichert, denn die Kapelle war keine Pfarrkirche, sie war stets filia von Altenhof. Es scheint allerdings möglich, dass die Familie von Zeschau nicht zur Beichte nach Altenhof gehen wollte. Der Beichtstuhl zeigt stilistisch ähnliche Merkmale, wie der Herrenstand auf der Empore.

Ein kurzer Exkurs zur evangelischen Privatbeichte [FRANKE (1906)]:

Luthers Meinung zur Beichte (1523): „ … sie sei nämlich weder notwendig noch zu gebieten, doch nützlich und nicht zu verachten“.
Die Augsburgische Konfession (1530), Artikel 11: Von der Beichte besagt:
Von der Beichte wird also gelehrt, daß man in der Kirche privatam absolutionem erhalten und nicht fallen lassen soll; wiewohl in der Beicht nicht not ist, alle Missetat und Sünden zu erzählen, dieweil doch solches nicht möglich ist.
In allen Instruktionen zu Kirchenvisitationen bis 1735 wird sie gefordert, erst 1812 nicht mehr. Zur Beichte war eine freiwillige Gabe erlaubt. Allerdings wurde sie zunehmend gefordert, es wurden Gebührensätze fixiert. Das Beichtgeld wurde zum Bestandteil des Pfarreinkommens. Freiwillig war (in bestimmten Grenzen) nur noch die Höhe des Beichtgeldes. Eine nicht ausreichende Höhe wurde sogar mit 8 Tagen Gefängnis bestraft. Erst mit dem „Kirchengesetz die Fixation der Accidentien und Stolgebühren der evangelisch-lutherischen Geistlichen und Kirchendiener betreffend“ vom 2.12.1876 wurden die Einkünfte fixiert (auf der Basis der letzten vier Jahre), über eine Steuer abgelöst und das Beichtgeld abgeschafft.

In der Nebenkapelle an der Nordseite sind noch Reste der ursprünglichen Bemalung und des plastischen Schmuckes vorhanden. In allen Nebenkapellen sind die romanischen Piszinen erhalten. Unter dem Putz der Südwand des Presbyteriums befinden sich Reste des Dreisitzes (Sediliennische) für die Ausführenden der Messe (Priester, Diakon, Subdiakon). Der spätere Einbau der Treppe in das Obergeschoss, bei dem die Südmauer größtenteils niedergelegt werden musste, hat diese Nische weitgehend zerstört. Damit ist allerdings gleichzeitig gesichert, dass diese Treppe erst nach der Reformation eingebaut wurde. Eine ausführliche Darstellung findet sich im Arbeitsbericht zur Bauforschung, S.49-51.