Abt Simon zu Buch bestätigt die Innung der Leineweber in Belgern und ihre Satzung.

1467 Juni 18; [Buch].

Original: SHStA: 10001 Ältere Urkunden, Nr. 8803.
Druck: Schöttgen & Kreysig № CCLVIII., pag. 295.

Gegeben im Jahre 1467, an dornstage nach Viti.

Schöttgen № CCLVIII.

In Gottes Namen Amen. Wenn vergesslich ist des Menschen Gedächtis, und die Dinge, die da geschehen in der Zeit und mit der Zeit vergehen, darum ist es wohl weise und nützlich erfunden, dass die Geschäfte, die von den Leuten redlich und vernünftig getan und irsatczit werden, eine Ewigkeit nehmen und bekentlikeyt wegen der Briefe. Davon wir bruder Symon, Abt zum Buch, bekennen in diesem offenen Briefe vor allen, die ihn sehen oder hören lesen, dass vor uns gekommen sind die Meister des ehrbaren Handwerks der Leineweber in unserer Stadt Belgern, und haben uns gebeten, dass wir ihre Innung geruhten zu bestätigen, mit der sie von dem ehrwürdigen in Gott Vater und Herrn Ern Nicolao, seligen Gedächtnisses Abt vormals unseres vorgenannten Klosters, mild sind begnadet worden, haben wir ihre fleißige Bitte angesehen und ihren gemeinen Nutzen, und haben ihnen ihre Innung auch bestätigt, und bestätigen ihnen diese gegenwärtig mit Kraft dieses Briefes, den sie denn gebrauchen sollen, als hiernach geschrieben steht.
Also wer in ihre Innung kommt, und die ihn haben will, der soll den Meistern geben zwei Groschen, eine halbe Achtel Bier und zwei Pfund Wachs zu den Kerzen.
Ein jegliches Kind soll nach seines Vaters Tod das wergk ganz haben, und auch die Frau soll nach ihres Mannes Tod ihr wergk ganz haben, und mag auch Knappen setzen. Oder nehme sie einen Mann, der sein wergk ganz haben wollte, der soll es gewinnen.
Wer auch eines Meisters Tochter nimmt, der soll auch sein halbes wergk haben.
Welcher Meister einen Lehrknecht setzen will, der soll es tun mit der Meister Wissen, geben zwei Groschen und ein Pfund Wachs.
Wenn sie Leichen haben, wer bei der Leiche nicht wäre, der soll zur Buße sechs Heller geben, und auch dazu nicht opferte, soll auch so viel geben.
Zu der morgen Sprache, wenn sie die haben, ob jemand unter ihnen ufflouftig würde mit Worten, ausgeschlossen bluetrunste oder anderer Unfug, das sollen sie selber richten, und wer denn also brüchig würde, der soll ihnen ihr Faß mit gutem Bier wieder füllen.
Wer denn seine gewere, Messer oder andere Waffen darin trägt, der soll ihnen zur Buße geben einen Groschen.
Und ob jemand zur morgen Sprache nicht käme, der soll gleich viel gelden, er trinke oder trinke nicht, so doch, wenn ein Meister drei Groschen zum Bier gibt, so soll ein Knappe zwei geben.
Zu St. Johannis Tag sollen sie uns und unseren Nachkommen jährlich von den breiten geczauwe vier Heller, von dem schmalen zwei Heller geben.
Jeder Meister oder Knappe soll alle viertel Jahr gleich zwei Heller zu Wachs geben.
Wer einen Knappen aufsetzt, der soll auch zwei Heller geben.
Auch soll der Jüngste die Kerzen warten und aufstecken, sobald das nötig ist.
Auch käme es, dass einer oder eine vom Lande oder von Städten her nach Belgern käme, und nähme Garn zcu wercken, das mögen sie verwehren, es wäre denn, dass er gebraucht würde, so sollen sie sich mit ihm einigen.
Auch soll niemand unter ihnen Garn holen, bei der Buße eines Pfundes Wachs.
Auch soll es niemand rufen, bei einem Groschen, es sei in der Stadt oder auf dem Lande, man bringe es ihm denn nach Hause.
Aber wenn eine Frau zu ihrer eigenen Notdurft Smal werg worchte, das soll sie ohne Wandel bleiben.
Auch ob jemand in ihre Innung treten wollte, der soll Erbe und Güter haben.
Auch sollen sie keine begernde luthe noch vnertige art in ihre Innung nicht nehmen.
Damit nun alle Stücke und Artikel, die hier genannt sind, von Meistern oder Knappen stet und ganz eingehalten werden, haben wir unser Siegel wissentlich an diesen Brief hängen lassen, der gegeben ist nach Christi Geburt im Jahre 1467, an dornstage nach Viti.