Die Arbeit. (cap.75)

Übersicht 70. Kapitel 71. Lesung 72. Betreten der Räume 73. Mixtum 74. Verhalten 75. Arbeit 76. Mahlzeit 77. Tischdiener 78-83. 84. Ernte 85-101. 102. Novizen
  1. Nachdem das Kapitel beendet wurde und die Brüder sich für die Arbeit vorbereitet haben, wird vom Prior oder Subprior oder von jemand anderem, dem es der Prior befiehlt, wenn diese mit einer wichtigeren Aufgabe beschäftigt sind, die tabula geschlagen.
  2. Bei diesem Zeichen kommen alle zusammen, außer den Kranken und denen, die den verschiedenen Aufgaben zugewiesen sind.
  3. Der Krankendiener, außer wenn er wegen der Sorge für die Kranken festgehalten wird, Kantor, Sakristan, Gastbruder und Novizenmeister kommen wie die anderen zusammen, außer der Abt hat jemanden von ihnen wegen einer wichtigeren Aufgabe im Kapitel davon dispensiert.
  4. Wenn der Prior im Haus ist, schlägt immer er die tabula und verteilt im Sprechzimmer seine Arbeit.
  5. Wenn er aber nicht im Chor ist, schlägt der Subprior oder der, dem es aufgetragen wurde, die tabula. Der Prior soll dennoch im Sprechzimmer sein und seine Arbeit verteilen.
  6. Wenn jemand wegen irgendeiner Notwendigkeit zurückbleiben will, zeigt er seinen Grund an und tut, was der Prior entscheidet.
  7. Wenn ihm (der Prior) erlaubt zu bleiben, denke er daran, diesem Bruder mitzuteilen, was er zu tun hat, nachdem er getan hat, weshalb er zurückgeblieben ist.
  8. Wenn (der Prior) durch irgendeine andere wichtige Notwendigkeit daran gehindert wurde, die tabula zu schlagen, und die Arbeit nicht wie gesagt verteilen kann, tut dies der Subprior oder der, dem es aufgetragen wurde, indem er alles nach Möglichkeit mit Zeichen regelt.
  9. Wenn er es nicht mit Zeichen tun kann, macht er es mit Worten, jedoch möglichst kurz und nur die Arbeit betreffend.
  10. Wenn der Abt oder Prior jemanden zurückhalten will, gibt derjenige, der zurückgehalten wird, dem ein Zeichen, der die tabula schlägt.
  11. Wenn er dies nicht vor der Arbeit tun kann, gibt er ihm nach der Arbeit ein Zeichen.
  12. Die eisernen und die übrigen Arbeitsgeräte verteilt der Prior nach seinem Ermessen.
  13. Beim Hinausgehen zur Arbeit folgen (die Brüder) dem Prior oder dem, dem es der Prior befiehlt; ebenso machen sie es nach der Arbeit.
  14. Der Aufbruch zur Arbeit, der Beginn und das Ende der Pause und die Rückkehr von der Arbeit werden besser durch irgendein Zeichen als durch die Stimme angezeigt.
  15. Der Abt sorge dafür, dass ein reifer Bruder mit dem Konvent geht, wenn er zur Arbeit geht oder von dort zurückkehrt.
  16. Wenn sie bei der Arbeit ankommen, sollen sie unter sich nicht die Zeichen vermehren, noch nehmen sie sich heraus zu reden, außer über diese Arbeit, (aber) kurz, nur das Notwendige und leise, und mit dem Prior getrennt von den Brüdern.
  17. Aber auch der Prior spreche in Abwesenheit des Abtes wenig, und in dessen Gegenwart aus Ehrfurcht vor ihm noch weniger.
  18. Es ist zu bemerken, dass der Prior in Abwesenheit des Abtes dort Beichten abnehmen kann, wenn das nötig ist.
  19. Dem Subprior ist es aber nicht erlaubt, in Abwesenheit des Abtes und des Priors dort die Beichte abzunehmen, nur wenn es irgendeine Kleinigkeit betrifft, zum Beispiel ein Traumbild oder wenn jemand hier einen Fehler gemacht hat, aber dies nur kurz und stehend.
  20. Wenn sie aber anwesend sind, mische er sich in keiner Weise ein.
  21. Ohne Erlaubnis machen sie keine Pause noch entfernen sie sich wegen irgendeiner Notwendigkeit.
  22. Doch wenn sie sich entfernen müssen, kehren sie nach der Ausführung der Notwendigkeit schnell an die Arbeit zurück.
  23. Wenn der Leser, der Koch oder der Refektorar dort anwesend sind und sie das Zeichen zum mixtum hören, oder auch schon, bevor das Zeichen geschlagen wird, (was davon abhängt,) ob sie nun weit entfernt vom Kloster oder in der Nähe arbeiten, bitten sie den Prior um Erlaubnis, gehen zu dürfen; auch fragen sie, was sie nach dem mixtum tun sollen.
  24. Wenn sie eine Pause machen, lagern sie sich entsprechend der Wetterlage und den Ortgegebenheiten rings um den Prior.
  25. Solange sie die Pause machen, geben sie einander keine Zeichen.
  26. Es ist darauf zu achten, dass sie in der Arbeitszeit nicht lesen noch ein Buch zur Arbeit mitbringen dürfen.
  27. Ohne Kukulle oder Skapulier darf niemand hier noch anderswo sprechen oder ein Zeichen geben.
  28. Wenn sie das Zeichen zum Chorgebet hören, unterbrechen sie die Arbeit, auch wenn sie dort die Hore singen.
  29. Die in der Kirche sind, singen etwas schneller, wobei sie aber eine würdige Mäßigung beibehalten.
  30. So wird es auch gemacht, wenn der Konvent im Kloster und innerhalb des Klosterbereichs arbeitet.
  31. Wenn der Prior das Zeichen nicht hört, gibt ihm sowohl in der Erntezeit als auch sonst derjenige ein Zeichen, der es hört.
  32. Derjenige, der die Arbeit leitet, ob er Priester ist oder nicht, beendet immer selber die Gebete vor den Horen.
  33. Die Versikel und Responsorien spricht er selbst oder bestimmt jemand anderen.
  34. Wenn er Priester ist und der Hebdomadar abwesend ist, beginnt er auch die Horen. Das Kapitel, PATER NOSTER und die Orationen nimmt er entweder selbst oder beauftragt jemand anderen.
  35. Wenn der Prior oder der Subprior Diakone sind,
  36. behalten sie sich PATER NOSTER vor, wenn sie aber von niederem (Rang) sind, tut alles derjenige, der die Hore singt.
  37. Wenn der Konvent innerhalb des Klosterbereichs arbeitet und Holz transportiert oder eine andere Arbeit verrichtet, die ohne Schaden verlassen werden kann, legen sie ab, was sie tragen, wenn sie das Zeichen zum Gottesdienst hören, das vor der Hore gegeben wird, und beeilen sich, zur Hore zu kommen.
  38. Wenn sie im Sprechzimmer oder im Kreuzgang sind, wenn sie das genannte Zeichen hören, bringen sie das, was sie tragen, zu seinem bestimmten Ort und beeilen sich, sich auf die Hore vorzubereiten.
  39. Wenn das, was sie tragen, nicht ohne Schaden liegengelassen werden kann, etwa Brot, Wein, Lebensmittel oder andere derartige Dinge, suchen sie einen geeigneten Ort und legen es dort ab.
  40. Wenn sie außerhalb des Klosterbereichs arbeiten und nicht zur Hore ins Kloster kommen müssen, singen sie dort die Hore und nehmen danach ihre Arbeit wieder auf.
  41. Wenn sie von dieser Arbeit zurückkehren, bringen sie die Werkzeuge, die sie bei sich hatten, dorthin, wo sie sich gewöhnlich auf die Arbeit vorbereiten, oder sie geben sie dem Prior zurück, außer Scheren, Dreizack, Heugabeln, Hacken und Sicheln, die gewöhnlich jeder während der gesamten Zeit, in der gemäht, gehackt, geheut und geerntet wird, neben seinem Bett aufbewahrt.
  42. Wenn dann im Oratorium der Gottesdienst gefeiert wird, beeilen sie sich, zum Gottesdienst zu kommen.
  43. Wenn das GLORIA des ersten Psalms gesungen und KYRIELEYSON noch nicht begonnen wurde, kommen sie alle, wenn möglich, an der Stufe zusammen, der Prior geht vorweg und die Älteren stellen sich in die Mitte. Wenn Abt, Prior und Subprior abwesend sind, steht der in der Mitte, der die Arbeit geleitet hat.
  44. Dann vollziehen sie vor der Stufe eine venia, und entsprechend der Zeit knien sie entweder auf die Erde nieder oder berühren nur mit den Händen über der Kukulle die Erde.
  45. Sie verneigen sich und stehen zum Altar gewendet.
  46. Zu KYRIELEYSON bis zum Ende der Hore knien sie nieder oder verneigen sich entsprechend der Zeit.
  47. Wenn sie die Erlaubnis haben, in die Stalle zu gehen, verneigen sie sich zuerst vor dem, der (die Erlaubnis) überbracht hat, und dann vor dem Altar; so begeben sie sich in die Stalle. Hier leisten sie super articulos Genugtuung.
  48. So müssen sie immer zwischen den Stallen Genugtuung leisten, außer derjenige, der für eine schwerere Schuld Genugtuung leistet.
  49. Es ist zu bemerken, dass derjenige, der die Erlaubnis überbringt, sich nicht vor dem Altar verneigt, bevor er das Zeichen zur Erlaubnis gegeben hat, sondern er streckt die rechte Hand aus, beugt sie nach hinten und führt sie vor seiner Brust von links nach rechts. Darauf verbeugen sie sich voreinander und dann vor dem Altar.
  50. Diejenigen, die im Kloster bleiben, machen unter sich keine Zeichen von dem Moment an, wenn der Konvent zur Arbeit hinausgeht, und solange der Konvent außerhalb ist.
  51. Die Köche und jene, die im Refektorium arbeiten, ebenso jene, die die Bücher korrigieren, können unter sich Zeichen machen, wenn sie etwas brauchen.
  52. Ebenso können auch diejenigen Zeichen machen, die wegen des ihnen aufgetragenen Amtes die Erlaubnis haben, Zeichen zu geben, wo und mit wem es ihnen aufgetragen ist.

Die EO führen nicht weiter aus, woraus diese Vorbereitung besteht.
Die Mönche gingen ins Dormitorium, zogen dort ihre Kukulle aus und das Skapulier an;
dort mussten sie auch ihre (Tages-)Schuhe anziehen, wenn das nicht schon vor der Prim geschehen war,
und gegebenenfalls (je nach Jahreszeit) ihre Werkzeuge mitnehmen.

Diese Vorschriften belegen, welche Bedeutung das Schweigen für die Zisterzienser selbst
während der Arbeit hatte. Der ganze Zusammenhang bestätigt diese Feststellung,
verschweigt aber auch das Risiko nicht.
Schon der hl. Bernhard sagt darüber in seiner 3. Predigt zur Fastenzeit, dass in dieser Zeit die Zunge
selbst von notwendig erscheinenden Worten fasten muss. Die Hand aber soll dadurch fasten,
dass sie keine nutzlosen Zeichen macht.

Mehrere Statuten behandeln diesen Fall. –
Extra terminos dürfen die Kopisten weder Bücher schreiben noch binden.
Hostien dürfen ebenfalls nicht gebacken werden. –
Die „Kunsthandwerker“ sollen im Kreuzgang arbeiten, oder wenigstens in der Nähe,
so dass sie zu den regulären Horen kommen können. –
Das Hostienbacken und die künstlerischen Arbeiten sollen im Klosterbereich verrichtet werden,
damit man zu den regulären Horen erscheinen kann. –
In der Zeit, wo die Gemeinschaft infra terminos arbeitet, soll man die Horen schneller singen.
In den EO stehen diese beiden Begriffe infra oder extra terminos immer in Beziehung zur Handarbeit.
Der Sakristan kann die Hostien jedoch selbst extra terminos zubereiten; ein Bruder, der in die Grangien
oder den Vorratskeller gehen muss, die Nacht allerdings nicht dort verbringen will, muss sich keinen Segen holen.-
Das Zeichen zu den Gottesdiensten kann die Brüder in unterschiedlichen Situationen überraschen: entweder arbeitet
die gesamte Gemeinschaft extra terminos und feiert das Offizium an Ort und Stelle, oder alle arbeiten
infra terminos und die Brüder müssen sich beeilen, rechtzeitig zur Hore zu kommen, oder aber die Brüder
halten sich im Auditorium oder dem Kreuzgang auf. In diesem Fall tragen sie ihre Last an den vorgesehenen
Ort und können sich für den Gottesdienst bereithalten, der im Übrigen seine normale Struktur behält, halte sich
die Gemeinde nun in claustro oder infra terminos auf.
Es dreht sich also bei dieser Frage darum, ob sich die Mönche innerhalb oder außerhalb der Klosterumgrenzung,
in der Nähe oder innerhalb des Klosters, aufhalten. Die Präposition infra erhält hier den Sinn von
intra. Jedes Kloster hatte seine Begrenzung, die klar gekennzeichnet war.