Wie sich die Brüder zur Zeit der Lesung zu verhalten haben. (cap. 71)

  1. Wenn die Brüder aus dem Kapitel kommen, setzen sie sich zur Lesung, außer jenen, die ihrer Aufgaben wegen nicht frei sind für die Lesung.
  2. Wenn sie diese jedoch ausgeführt haben, kehren sie zur Lesung zurück.
  3. DAS GEBET
    Sie können zum Gebet in die Kirche gehen, und zwar nicht nur zu dieser Zeit, sondern immer zur Zeit der Lesung und in allen Pausen. Dort setzen sie sich nicht, noch setzen sie die Kapuzen auf die Köpfe, noch lesen sie oder nehmen ein Buch.
  4. Ebenso setzen sie die Kapuzen nicht auf die Köpfe, wenn in der Kirche Gottesdienst gefeiert wird, auch lesen sie (dann) nicht, außer denen, die den Psalter nicht (auswendig) können, und jenen, die etwas zum Lesen oder Singen für diesen Gottesdienst vorbereiten müssen.
  5. Wenn sie im Kreuzgang sitzen, verhalten sie sich gottesfürchtig, und die Einzelnen lesen jeweils in ihren Büchern, außer denen, die in den Antiphonarien, Hymnarien und Gradualen singen, und jenen, die ihre Lesungen vorbereiten. Der Kantor oder ein dazu geeigneter Bruder, den er beauftragt hat, hört den Letzteren zu.
  6. Auch stören sie sich nicht gegenseitig, indem sie Fragen stellen, außer sie betreffen die langen und kurzen Akzente und die Aussprache ihnen unbekannter (Worte), oder, wenn nötig, wegen der Anfänge der Lesungen bei Tisch, bei der Kollatslesung und zu den Vigilien.
  7. Dies machen sie ganz kurz.
  8. Wenn einer beim Lesen die Kapuze auf den Kopf gesetzt hat, setze er sie so auf, dass man sieht, ob er schläft.
  9. Wenn jemand irgendwo hin gehen muss, stellt er sein Buch ins Armarium zurück. Wenn er es auf seinem Platz zurücklassen will, macht er dem Bruder, der neben ihm sitzt, ein Zeichen, damit er darauf aufpasst.
  10. Man kann dieses Zeichen auch nach der Vesper machen.
  11. Wenn sich jemand von einem anderen das Buch nehmen will, in dem dieser liest oder singt, weil er dort hineinschauen muss, bringt er ihm ein anderes, und jener, dem er es bringt, gibt ihm in Frieden das seine.
  12. Wenn er es ihm nicht überlassen will, nehme jener, der fragt, die Ablehnung in Frieden an, bis er deswegen den anderen im Kapitel anklagt.
  13. So verhalten sie sich auch, wenn sie sitzen.
  14. Wenn sie gehen, gehen sie demütig, mit unverhülltem Kopf, und verneigen sich voreinander, wenn sie sich begegnen.
  15. Wenn sie dem Abt begegnen, treten sie zur Seite und verneigen sich.
  16. Diese Verneigung wird überall außerhalb des Dormitoriums gemacht, wenn sie dem Abt oder einander begegnen.
  17. Wenn sie sich aber bei der Arbeit begegnen, verneigen sie sich nicht voreinander, noch sagen sie BENEDICITE.
  18. Es ist zu bemerken: Wenn man Äbten, die im Kloster vorbeikommen, im Kreuzgang begegnet, verneigt man sich vor ihnen wie vor einem Mönch. Ausgenommen ist nur derjenige, der den Sitz des Abtes innehat, und der eigene Abt.
  19. Keiner darf jemandem ein Zeichen geben, indem er an seiner Kapuze zieht, noch darf er jemanden von weitem mit der Stimme oder mit einem Geräusch rufen.
  20. Es ist zu bemerken, dass die Brüder immer zur Zeit der Lesung in den Nachtschuhen gehen dürfen.
  21. Wenn jemand auf irgendeine Weise seinem Bruder, mit dem er nicht sprechen darf, Anlass zum Zorn gibt, sage er es dem Prior. Wenn der Prior den anderen gerufen hat und es befiehlt, bleibt er so lange zu seinen Füßen ausgestreckt liegen, bis dieser Bruder beruhigt ist und ihn aufrichtet.