Klöster der Umgebung.
Da mir das neue Klosterbuch Sachsens noch nicht zur Verfügung stand, verweise ich hier auf die ältere
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter von Walter Schlesinger (Böhlau-Verlag Köln, Wien, 1983, 2. Auflage).
Angegeben ist zusätzlich die Entfernung vom Kloster Buch in km Luftlinie.
Klöster in Altenburg (41 km)
1172 Augustiner-Chorherren zu St. Marien auf dem Berge.
1310 Das Bergerkloster in Altenburg verkauft seine Mühle in Schelditz für 12 Mark Silber an das Kloster Buch.
Schlesinger, Bd. 2, S.231.
Durch zahlreiche Urkundenfälschungen entstellt und verdunkelt ist die Geschichte des Augustiner-Chorherrenstifts
St. Marien auf dem Berge bei Altenburg, das gewöhnlich als Bergerkloster bezeichnet wird. Gleich die angebliche
Gründungsurkunde des Stifts von 1172 ist unecht, desgleichen die Bestätigung der Gründung durch Bischof Udo II. von
Naumburg. Aber etwas Echtes muss beiden Urkunden zugrunde liegen, und da auch ein freilich sehr dürftiger metrischer
Bericht über die Gründung des Stifts, im 14. Jahrhundert verfaßt, vorliegt, läßt sich immerhin sagen, daß es aller
Wahrscheinlichkeit nach auf Veranlassung Friedrich Barbarossas im Zusammenhang mit der von ihm vorgenommenen
Stadterweiterung in Altenburg, die ins Jahr 1165 zu setzen ist, gestiftet worden ist. Die Weihe erfolgte wohl
tatsächlich 1172. Mittelsmänner des Kaisers waren der pleißnische Landrichter Hugo von Wartha und der Marschall
Rudolf von Altenburg oder von Brand, die beide einem reichsministerialischen Geschlecht angehörten, das sich später
nach der Burg Waldenburg nannte. Es ist sehr wohl möglich, daß sie die eigentlichen Gründer waren und daß das Stift
gleich bei der Gründung dem Reiche übergeben wurde, wie wir dies bei Buch finden werden. Die erste Ausstattung, drei
Hufen und ein Herrenhof von sieben Hufen, war jedenfalls nicht sehr königlich. Das Stift selber aber hat später Wert
darauf gelegt, sogleich vom König gegründet worden zu sein; so erklären sich wohl die Fälschungen, denen eine echte
Königsurkunde von 1172 zugrunde liegen muss. Nur auf diese Weise war es möglich, den Herren von Waldenburg die Vogtei
zu bestreiten, die die Fälschungen dem König vorbehielten, wobei ihre Unverlehnbarkeit und der Verzicht auf Abgaben
festgesetzt wurden. In Wirklichkeit werden die Herren von Waldenburg ursprünglich Vögte gewesen sein, sei es nun als
Gründer, sei es als beauftragte Vögte des Königs, wie sie ja auch die Vogtei über die königlichen Klöster Chemnitz und
Remse wohl seit den Tagen Barbarossas innehatten. Das Stift suchte statt dessen Anlehnung bei den Burggrafen von
Altenburg, ohne jedoch etwa deren Vogtei anzuerkennen. Wenn in der angeblichen Stiftungsurkunde dem Stifte sogleich
die Blutgerichtsbarkeit zugestanden wurde, so ist dies ebenfalls auf das Konto des Fälschers zu setzen, während die
Gewährung freier Propstwahl im Rahmen des Üblichen bleibt, obwohl auch dieser Passus einer Vorlage entnommen ist, die
wir kennen. Mit einer Reihe weiterer Fälschungen suchte das Stift die Bestimmungen der angeblichen Gründungsurkunde
wahrscheinlich zu machen und noch zu erweitern, und dies ist ihm tatsächlich gelungen. Die ganze Aktion wurde in die
Wege geleitet, als man einen Besuch Rudolfs von Habsburg in Mitteldeutschland erwartete. Im Jahre 1286 ließ das Stift
nicht nur eine Reihe teilweise gefälschter oder verfälschter Urkunden von Landgraf Dietrich beglaubigen, sondern es
wurde gleichzeitig auf den Namen des Burggrafen Albrecht III. von Altenburg, Generalrichters im Pleißenlande, ein
Transsumt gefälscht, das nicht weniger als 28 teils echte, teils gefälschte oder verfälschte Urkunden enthält und zu
1279 datiert wurde. Auf Grund dieser beiden Transsumte, die ihm vorgelegt wurden, hat im Jahre 1290 Rudolf von
Habsburg dem Stift tatsächlich alle Rechte bestätigt, die es beanspruchte, und es in seinen Schutz genommen. Er
bestätigte dem Propst zudem, daß ihm seit alters die Würde eines königlichen Kaplans zugekommen sei, und dem Stifte
den Gerichtsstand vor dem königlichen Hofgericht. Erst auf Grund des zweiten gefälschten Transsumts wurde dann die
angebliche Stiftungsurkunde als Einzelstück hergestellt (wahrscheinlich 1297). Weitere königliche Schutzurkunden
liegen von den Königen Adolf und Albrecht vor. Eine Exemtion aus dem Bistum Naumburg hat das Stift offenbar nicht
angestrebt. Päpstliche Schutzurkunden erhielt es von Honorius III. (1216) und Gregor IX. (1227).
Seine ursprünglich recht magere Ausstattung hat das Stift vor allem durch Zuwendungen des pleißenländischen freien und
reichsministerialischen Adels, aber auch der deutschen Könige vermehren können. Ein Zinsverzeichnis von angeblich
1244, das aber erst später hergestellt wurde, nennt 25 Hufen und drei Wirtschaftshöfe, doch handelt es sich hier
offenbar nur um solchen Besitz, der strittig war. Der gesamte Besitz war wesentlich größer. Er lag meist in der Nähe
von Altenburg verstreut, auch in der Stadt selbst hatte das Stift Besitz und Rechte. Das zitierte Privileg Rudolfs von
Habsburg von 1290 nennt außer den sogleich zu erwähnenden Patronatsrechten an den Stadtkirchen, Burgkapellen und zwei
Dorfpfarrkirchen drei ganze Dörfer, vier Wirtschaftshöfe, sechs Mühlen, gegen hundert Hufen (mansi), die zumeist im
Altsiedellande des Pleißengaus gelegen waren, und 15 Bauernlehen (feoda) in Rodungsdörfern weiter östlich, dazu
neunzehn Höfe (curiae) in der Stadt und acht Hofstätten (areae) in den Vorstädten, sechzehn Fleischbänke, zwei
Badstuben sowie zahlreiche Gärten und verstreute Ackerstücke. Schon im Jahre 1200 war dem Bergerkloster die königliche
Pfarrkirche in Treben übereignet worden. Ob bald darauf auch die Pfarrkirche in Mehna hinzugefügt wurde, steht dahin.
Jedenfalls haben sich die Chorherren später in ihren Besitz zu setzen vermocht. Die bei weitem wichtigste Erwerbung
war die Schenkung der Bartholomäikirche samt allen zugehörigen Kirchen und Kapellen in der Stadt Altenburg und auf
der Burg durch Friedrich II. im Jahre 1215, der 1224 die Inkorporation folgte. Das Stift trat damit an die Spitze des
gesamten Kirchenwesens der Reichsstadt Altenburg. Reibungen zwischen Stift und Bürgerschaft blieben nicht aus (1273/75).
Als in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Wettiner in den Besitz des Pleißenlandes kamen, begannen sie
als Schutzherren des Stiftes aufzutreten. Eine Schutzurkunde Landgraf Albrechts liegt von 1269 vor. Im 14. Jahrhundert
ist das Bergerkloster dann endgültig in den Landesstaat eingegliedert und zu Steuern und Heerfahrtsleistungen
herangezogen worden.
Im Stift selbst behauptete man, der erste Propst sei vom Lauterberge gekommen. Die Chronica montis Sereni weiß davon
nichts, während sie doch über die Entsendung von Lauterberger Kanonikern nach Zschillen und Riesa gewissenhaft
berichtet. Man wird also die Herkunft der ersten Kanoniker offenlassen müssen. Für die zahlenmäßige Stärke des
Konvents fehlt es an Unterlagen. Seine Mitglieder dürften sich in erster Linie aus dem reichsministerialischen Adel
des Pleißenlandes rekrutiert haben. Der pleißnische Adel, einschließlich der Burggrafen von Altenburg und der Herren
von Waldenburg, bevorzugte das Stift als Begräbnisstätte. Nicht nur Eintritt in die Gebetsbrüderschaft, sondern auch
ins Stift selbst zum Zwecke der Altersversorgung, also unter Beibehaltung des Laienstandes, ist bezeugt. Besonders
aufschlußreich sind die Abmachungen, die im Jahre 1204 mit Tuto von Gera und seiner Frau bei solcher Gelegenheit
getroffen wurden. Aber auch ein Armenhospital bestand beim Stift, es wird zuerst 1237 genannt. Als Dignitäre treten
neben dem Propst Prior, Kustos und Kantor entgegen. An Stelle des Scholastikus begegnet im 15. Jahrhundert der rector
scolarum , daneben subcantor und locatus . Von den Gebäuden haben sich nur die beiden schönen Westtürme der romanischen
Kirche erhalten, die heute als „Rote Spitzen” bezeichnet werden. Reste der regelmäßig kreuzförmigen Basilika sind in
dem anliegenden Hause noch erkennbar (Säulen). Die Kirche war aus Backstein errichtet, was in dieser Zeit in
Mitteldeutschland ganz ungewöhnlich ist; der Grund ist nicht erkennbar. Möglicherweise sind die Vorbilder in
Oberitalien zu suchen. Auch Einzelheiten der Bauformen weisen dorthin. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hier der
Wille des königlichen Bauherrn von Einfluß war, der am Zentrum des königlichen Pleißenlandes bei seiner Altenburger
Pfalz einen repräsentativen Kirchenbau schaffen wollte.
1213 Kommende des Deutschen Ordens, an der Johanniskapelle (1181 von Ks. Friedrich I. gegründet).
1291 verkauft Johannes von Artern, Komtur des Deutschordenshauses, ein Gehölz in [Unter]lödla an das Kloster Buch.
1297 Johannes von Artern als Zeuge für Bgf. Dietrich III. von Altenburg bei der Übertragung von Unterlödla.
1300 verkauft Gottfried von Vargula, Komtur des Deutschordenshauses, die Wiesenmühle bei [Unter]lödla an
das Kloster Buch.
1300 verkauft Gottfried von Vargula, Komtur des Deutschordenshauses, den Fleischzins von 3 Hufen in Unterlödla
an das Kloster Buch.
1301 Bestätigung durch den Bischof von Naumburg.
1301 Bestätigung durch Gottfried von Körner, Landkomtur der Ballei Thüringen.
Schlesinger, Bd. 2, S.339.
Zunächst hatte der Orden im Südteil des Magdeburger Erzbistums, in Halle, Fuß gefaßt. Ein Hospital der Deutschherren
war im Jahre 1200 hier bereits im Bau. Den nächsten Stützpunkt erwarb er im Bistum Naumburg. Friedrich II., der große
Förderer des Ordens, schenkte ihm im Jahre 1214 das von Friedrich Barbarossa 1181 gestiftete Hospital in Altenburg ,
zu dem außer sonstigem Besitz die Parochie Altkirchen gehörte. Dieses Hospital wurde zum Sitz eines bedeutenden
Deutschordenshauses, das in der Folgezeit umfangreichen Streubesitz im Pleißenlande erwarb. Besonders von den
Burggrafen von Altenburg erhielt es zahlreiche Schenkungen. Aber auch Kaiser Friedrich II. hat die Kommende mit
Rechten und Nutzungen weiterhin bedacht, und dasselbe taten später als Rechtsnachfolger des Königs die Wettiner.
Nicht zuletzt haben die Reichsministerialen des Pleißenlandes, daneben auch Altenburger Stadtbürger zur Vermehrung
des Besitzes beigetragen. Die jährliche Nutzung betrug 1448 fast 820 Gulden. Es bestand eine sogenannte Pietanz, d.h.
eine Stiftung für besondere Speisezuschüsse an die Brüder, mit jährlich 46 Gulden Zinseinkommen. 1553 wurde das
Zinseinkommen auf 265 Schock, das aus der Eigenwirtschaft auf 114 Schock angeschlagen. Ein Komtur tritt zuerst 1221
mit der Bezeichnung magister , 1224 als praeceptor , 1226 als provisor auf; in diesem Jahre war
er zugleich Provisor in Porstendorf. 1248 endlich begegnet der Ausdruck commendator . In der gleichen Urkunde
aber erscheint ein Komtur von Nennewitz, das ist ein heute wüst gewordenes Dorf strittiger Lage in der Nähe von
Altenburg, und nun treten Komture von Nennewitz bis 1288 neben denen von Altenburg auf. Man gewinnt den Eindruck,
daß vor 1248 eine Umorganisation in
der Weise durchgeführt wurde, daß in Nennewitz, wo das Altenburger Hospital schon vor dem Übergang an den Orden Besitz
gehabt hatte, der dann noch vermehrt wurde, eine besondere Komturei gegründet wurde, die gleichwohl mit Altenburg in
engem Zusammenhang blieb und schließlich am Ende des Jahrhunderts wieder mit dem Hause Altenburg verschmolzen wurde.
Volle Selbständigkeit hat Nennewitz nie besessen; der dortige Komtur wurde vielmehr 1259 unter die Altenburger Brüder
(fratres domus nostre ) gerechnet. In welcher Weise eine etwaige Aufgabenteilung zwischen beiden Komturen oder
Häusern stattgefunden haben könnte, wird nicht ersichtlich.
Vorrechte der Gerichtsbarkeit und Abgabenentrichtung auf ihren Gütern hat die Altenburger Kommende besessen und später
durch Urkundenfälschungen zu bekräftigen und zu erweitern gesucht. Trotzdem war der Komtur 1347 dem Landesherrn
bedepflichtig und gehalten, einen Heerwagen zu stellen, und in der Reformationszeit hatte er nur die
Erbgerichtsbarkeit, nicht aber die Obergerichte auf den Gütern des Hauses inne. In kirchlicher Hinsicht wurde das
Begräbnisrecht beansprucht, was zu Streitigkeiten mit dem Altenburger Chorherrenstift als dem Patron der dortigen
Pfarrkirchen führte (1265). So wurde 1290 ausdrücklich festgestellt, daß aus der Schenkung der Martinskapelle auf der
Burg dem Orden weder das Recht der Seelsorge noch das Begräbnisrecht erwachsen sollte. Erkennbar wird daraus immerhin,
in welcher Richtung die Bestrebungen der Brüder gingen. In der Tat hat der Orden es schließlich dahin gebracht, daß
mit der Hospitalkirche St. Johannis Pfarrechte verbunden wurden, wenn auch nur in einem kleinen Bezirk. Bei
Gelegenheit der Kapellenschenkung wird die Tätigkeit der Brüder einmal charakterisiert: an der Spitze steht die
Krankenpflege (caritatis opera ), sodann der Gottesdienst in Gebet, Messe und Chordienst (oraciones, missae,
vigiliae ), Armenpflege (elemosinae ) und wissenschaftliche Tätigkeit (doctrinae ). Aller daraus
entspringenden guten Werke hoffte der Schenker teilhaftig zu werden. Es wird ersichtlich, daß die Tätigkeit des
Ordens in Mitteldeutschland sich nicht sehr von der älterer Mönchsorden unterschied. Besondere Aufmerksamkeit wurde
dem Schulwesen zugewendet. 1272 stellte der Rat der Stadt einen Hof zur Verfügung, damit das Deutschordenshaus darin
eine Schule einrichte, die also offensichtlich dem Unterricht der Bürgerkinder dienen sollte. Ein Schulmeister
(magister scholarum ) war Zeuge der Urkunde, etwas völlig Neues kann also nicht geschaffen worden sein.
Daß der Rat dem Ordenshaus die Schule anvertraute,
ist um so bemerkenswerter, als das kirchliche Wesen sonst völlig in der Hand des Chorherrenstiftes Sankt Marien auf
dem Berge lag. Der Orden genoß offenbar in dieser Hinsicht einen besonderen Ruf, und in der Tat wissen wir, daß in
Mühlhausen bereits 1232 eine Ordensschule eingerichtet wurde. Auch diejenige in Eger geht ins 13. Jahrhundert zurück,
und weitere werden uns noch begegnen. Über die Zahl der in Altenburg anwesenden Brüder sich eine Vorstellung zu
machen, ist schwer. Als Urkundenzeugen treten sie verhältnismäßig häufig auf, teilweise in nicht geringer Anzahl: 1248
acht, 1259 sechs, 1296 elf. Die Namen wechseln oft; Übergang von einem Hause ins andere scheint nicht selten gewesen
zu sein. Herkunft aus Thüringen und dem Pleißenlande überwiegt bei weitem. Während des ganzen 13. Jahrhunderts waren
wesentlich mehr Ritterbrüder als Priesterbrüder in Altenburg, Vielleicht war ursprünglich überhaupt nur ein einziger
Priesterbruder vorhanden. 1296 werden dann drei genannt, und im 15. Jahrhundert muss wie in der ganzen Ballei ihre Zahl
die der Ritterbruder weit übertroffen haben. 1448 waren nur noch vier Brüder am Orte, davon drei Priesterbrüder.
vor 1238 Franziskaner, durch Hirtenbrief des Bf. v. Naumburg vom 20.7.1238 bestätigt, Ersterwähnung 1272 (AUB 227),
1295 Bestätigung der Übertragung von 7 Hufen in Unterlödla am Altar der Minoritenkirche
in Altenburg mit Hinweis auf Bestattung im Kloster.
Schlesinger, Bd. 2, S.304.
In Altenburg fand 1239 nach der Ordensüberlieferung ein Provinzialkapitel der Franziskaner statt, eine
Niederlassung muss also damals bereits bestanden haben. Urkundlich begegnen fünf Altenburger Franziskaner erst 1272.
Über die Geschichte des Klosters wissen wir aus älterer Zeit wenig, erst am Ende des 15. Jahrhunderts und in der
Reformationszeit tritt es hervor, 1314 bestand der Konvent aus 12 Mönchen einschließlich des Gardians, eine Zahl, die
wohl für andere Franziskanerklöster in dieser Zeit ebenfalls angenommen werden darf. Das Kloster erhielt damals von
seinem ehemaligen Prokurator, dem angesehenen Altenburger Bürger Rudolf Kaufmann, u.a. eine Hufe zugewiesen, die es
aber alsbald dem Bergerkloster verkaufte, um wenigstens nicht mit Grundbesitz gegen das Gebot der Besitzlosigkeit zu
verstoßen. Ein Terminierhaus bestand in Schmölln. Die heutige schlichte Oberkirche in Altenburg steht an der Stelle
der ehemaligen Klosterkirche.
vor 1245 Nonnenkloster Maria Magdalena, im ehem. Martinsgäßchen, 1303 verlegt zur SO-Ecke der Stadtmauer,
1300 Verkauf von drei Gärten in Unterlödla an das Kloster Buch.
Schlesinger, Bd. 2, S.281.
Dem Orden der Magdalenerinnen gehörte das Nonnenkloster in Altenburg an. Urkundlich begegnet es erst 1279, bestand
aber damals wohl schon einige, wenn nicht sogar schon geraume Zeit, vielleicht schon seit vor 1245. Über Gründung und
Gründer fehlen Nachrichten. Bereits vor 1303 wurde das Kloster von seinem ursprünglichen Standort in der Sporerstraße
inmitten der Stadt in die Nähe des Teichtores verlegt. Die bisherigen Gebäude wurden teils dem Rat, teils dem
Bergerstift übergeben, das in der Folgezeit hier eine Kapelle errichtete. Sie wurde 1308 als Margaretenkapelle neu
geweiht. Am neuen Orte wurde das Kloster 1358 von einem Brand heimgesucht, der seine Urkunden vernichtete. Aus diesem
Anlaß wurde sein Besitz bestätigt, der damals aus dem Dorfe Saara, drei Mühlen, reichlich zwanzig Hufen, wozu noch
sechs wüste Hufen kamen, einzelnen Äckern und dem Patronat über drei Dorfpfarrkirchen bestand. Bedeutend war er also
nicht. Demgemäß kann auch die Zahl der Insassinnen zehn schwerlich überstiegen haben. An der Spitze stand eine
Priorin. 1300 werden neben ihr noch Sacrista und Celleraria genannt, ferner seit 1298 ein Propst. Von der
Gerichtsbarkeit der markgräflichen Vögte wurde das Kloster 1347 eximiert, jedoch mit Ausnahme der
Hochgerichtsbarkeit. Es stand damals unter dem Schutz des Markgrafen, der einen Propst einsetzte. Von der
Michaelisbede waren sechs Schock Groschen an die markgräfliche Kammer abzuführen, der Rest sollte dem Kloster
verbleiben. Auch in diesem Kloster hatten die Nonnen Privatbesitz, wofür folgender Vorgang bezeichnend ist: 1358
übertrug Heidenreich von Benndorf dem Kloster Güter, die dieses seinerseits den beiden Nonnen Adelheid von Benndorf
und Margarete von Bruch überließ non obstante regula precipiente haberi proprium non debere .
Des Unzulässigen solcher Leibgedinge war man sich also sehr wohl bewußt, ohne doch die Sitte abzustellen.
1430 Kanonikerstift an der Stiftskirche St. Georg auf dem Schloss.
Quelle: Handbuch historischer Stätten / Thüringen, Stuttgart 1989.
Kloster Altzelle (Zisterzienser) (WIKIPEDIA ) (22 km)
1162/75, gestiftet von Mgf. Otto von Meißen, filia von Kloster Pforte.
1214 Abt Gerhard von Altzelle als Zeuge für den Bischof von Meißen bei der Übertragung der Parochie Leisnig an das Kloster Buch.
1325 Abt Johannes von Altzelle bezeugt eine Einigung zwischen dem Kloster Buch und den Brüdern von Staupitz.
1343 Abt Johannes von Altzelle als Zeuge bei einer Güterübertragung an Kloster Buch.
1351 Abt Konrad von Altzelle als Zeuge bei einer Besitzbestätigung.
1401 Einigung der Klöster Altzelle, Dobrilugk und Buch mit Bf. Thimo von Meißen.
1418 Abt Vincentius von Altzelle im gemeinsamen Protest mit Kloster Buch gegen geforderte Abgaben.
1481 Altzelle und Dobrilugk vereinbaren gegenseitige Hilfe gegen den Bischof.
1485 gemeinsamer Beschluss der drei Klöster zur Zahlung an den Bischof.
1508 Abt Martin von Altzelle wird die Einhaltung von Bestimmungen bestätigt.
zur Ergänzung: im dem Rest eines Totenbuchs von Altzelle ist kein Konventuale von Buch verzeichnet.
Schlesinger, Bd. 2, S.217.
Zum bedeutendsten Kloster im Lande Sachsen wurde eine Tochtergründung von Pforte, Altzelle bei Nossen an der
Freiberger Mulde. Wie im Falle von Pforte ging auch hier eine andere Klostergründung voran. Tammo von Strehla, einem
Geschlechte entstammend, das später die naumburgische Burggrafschaft Strehla innehatte, hatte in den vierziger Jahren
des 12. Jahrhunderts im Walde an der Freiberger Mulde, den er vom Bischof von Meißen zu Lehen trug, ein
Benediktinerkloster gegründet, das indes wieder einging. Die in solchen Fällen stereotype Wendung, dies sei infolge
Pflichtversäumnis (negligentia ) der Mönche geschehen, wird man nicht allzu wörtlich nehmen dürfen. Die Schwierigkeiten
im noch unangebauten Lande mögen groß genug gewesen sein. Wenig später begannen in dieser Gegend die Rodungen durch
deutsche Siedler. Markgraf Otto der Reiche von Meißen ließ sie in großem Stile vornehmen. Die herbeiströmenden
siedlungswilligen Bauern waren fränkischer Herkunft. Eine Klostergründung schien vorteilhaft, um für sie einen
kirchlichen Mittelpunkt zu schaffen; solches Vorgehen hatte sich ja anderwärts bereits bewährt. Sie wurde vor 1162 in
die Wege geleitet, angeblich auch auf Betreiben der Markgräfin Hedwig, die auf dem Lauterberge erfahren hatte, daß
gemäß der Senioratsfolge die Vogtei dieses Stifts nicht stets ihren Nachkommen zukommen müsse. Gewiß wird auch der
Wunsch, eine würdige Begräbnisstätte allein für die meißnische Linie der Wettiner zu besitzen, bei der Klosterstiftung
eine Rolle gespielt haben. Einundzwanzig Wettiner sind im Kloster begraben, doch haben sich nur vier Grabsteine
erhalten. Als Ausstattung wurden der neuen Pflanzung 800 soeben dem Anbau zugeführte Hufen zugewiesen, eine sehr
reichliche Dotation, die derjenigen des Klosters Schmölln vergleichbar ist. Das Gebiet war Reichslehen des Markgrafen,
so daß die Zustimmung Friedrich Barbarossas zugezogen werden musste. Sie wurde 1162 erteilt, und gleichzeitig wurden
Bestimmungen über die Rechtsstellung des Klosters getroffen, freie Abtwahl wurde zugesichert, doch sollte es in den
Spiritualien dem Bischof von Meißen unterstehen. Die Vogtei wurde dem jeweiligen Markgrafen von Meißen vorbehalten,
also nicht unbedingt der Familie des Gründers, und es ist bezeichnend, daß der Vogt nicht nur als advocatus ,
sondern zugleich auch als defensor bezeichnet wird. Im Vordergrund stand nicht mehr die Herrschaft, sondern
der Schutz, und 1185 versprach demgemäß der Markgraf, die Vogtei völlig unentgeltlich auszuüben. Obwohl
eigenkirchenrechtliche Elemente nachwirkten, wie dies vor allem darin sichtbar wird, daß 1185 dem Kloster 118 Hufen
seiner Ausstattung vom Markgrafen wieder entzogen wurden, wenn auch gegen Entschädigung, da darauf Silberfunde gemacht
worden waren, so war doch deutlich eine neue Rechtsauffassung im Begriffe, sich durchzusetzen.
In der Urkunde von 1162 ist von Zisterziensern noch nicht die Rede, nur die Benediktinerregel wird genannt, aber das
Marienpatrozinium, das in Aussicht genommen war, sowie der Ausdruck defensor für den Vogt lassen den Schluß zu, daß
von vornherein beabsichtigt war, eine Zisterze zu gründen. Die Mönche aus Pforte werden bald übersiedelt sein und die
Anlegung der Klostergebäude in Angriff genommen haben. Der Ort, den man hierfür zunächst wählte, erwies sich als
ungeeignet. Gegen markgräfliche Zugeständnisse in der Zehntfrage überwies Bischof Gerung von Meißen die Ausstattung
des eingegangenen Benediktinerklosters, und hier wurde nun das neue Kloster errichtet. Wenn die Altzeller Jahrbücher
als Gründungsdatum (initium Cellae S. Marie ) den 27. Mai 1175 angeben, so dürfte es sich dabei um die Weihe des Chors
der ersten Kirche handeln. Eine Anzahl Kapellen wurden in den folgenden Jahren geweiht, aber erst 1198 war der Bau der
Kirche vollendet (oratorium magnum ). Bischof Martin bestätigte 1183 die Verfügungen seines Vorgängers, befreite das
Kloster vom Zehnten und betonte nochmals seine Unterstellung unter die meißnische Diözesangewalt, indem er auf das
Beispiel Pfortes verwies, das damals freilich bereits im Begriffe war, exemt zu werden. Eine genaue Grenzumschreibung
des Klosterbesitzes, der einen geschlossenen Komplex bildete, wie dies nur im Rodungsland möglich war, fand 1185
statt. 1190 nahm Clemens III. das Kloster in den päpstlichen Schutz, und es wird ersichtlich, daß es damals wie Pforte
der Exemtion zustrebte, denn der Rechte des Bischofs wurde nicht mehr gedacht, wohl aber war der „päpstliche
Vorbehalt” nicht vergessen. Die Exemtion ist tatsächlich weitgehend erreicht worden, doch suchten im Spätmittelalter
die Meißner Bischöfe wiederum ihr Diözesanrecht geltend zu machen. Weitere päpstliche Schutzurkunden liegen aus den
Jahren 1213, 1227, 1245 und 1364 vor. Der Königsschutz wurde dem Kloster 1224 von Heinrich (VII.) verbrieft, wobei ihm
zugleich die Erwerbung von Reichsgütern ohne besondere Genehmigung gestattet wurde. Die Gerichtsbarkeit auf dem
Klosterbesitz stand grundsätzlich in vollem Umfange dem Abte zu. Er ließ sie hinsichtlich der Blutgerichtsbarkeit
zunächst (1221) durch den Markgrafen ausüben, dessen lokale Gerichtsbeamte (advocati ) aber, und das ist wichtig, das
Klostergebiet nur auf Aufforderung (nisi de vocatione abbatis ) betreten durften. Später wurde ihnen die Ausübung
jeglicher Gerichtsbarkeit überhaupt untersagt (1267), die somit den Beamten des Abtes zufiel. Sie wurde gegen Ende des
Jahrhunderts ausgeübt durch fratres conversi iudices , die das Recht hatten, im ganzen Lande des Markgrafen „ihre”
Übeltäter auch in Blutfällen ausgeliefert zu erhalten (sive sint fures sive raptores sive incendiarii ). Die
Einverleibung in den wettinischen Landesstaat hat aber diese weitgehende gerichtliche Immunität nicht hindern können.
Zwar wurde dem Kloster im 14. Jahrhundert wiederholt Abgabenfreiheit zugesichert (zuerst 1317), doch bezog sich dies
nur auf die regelmäßig zu erhebenden Abgaben, während kraft markgräflichen Mandats eine außerordentliche Besteuerung
jederzeit möglich war. In der Tat ist das Kloster häufig zu den verschiedensten Leistungen herangezogen worden. Der
Beginn dieser Entwicklung liegt tief im 13. Jahrhundert. Bereits in einer Urkunde Heinrichs des Erlauchten von 1243
wurde nicht mehr deutlich geschieden zwischen Vogtei und Landesherrschaft, was aber nicht bedeutet, daß diese im
Hinblick auf das Kloster aus jener hervorgegangen sei.
Altzelle war wohl das reichste der mitteldeutschen Klöster. Seine Ausstattung war von Anfang an sehr umfangreich
gewesen, und es gelang, sie beträchtlich zu vermehren, meist durch Kauf, weniger durch Schenkungen, die indes
keineswegs fehlten. Vor allem in Richtung auf Frankenberg zu sowie im Norden um Roßwein, Nossen und Siebenlehn wurde
das geschlossene Klostergebiet erweitert. Mancherlei Streubesitz kam hinzu. Nach zisterziensischer Sitte legten die
Altzeller Mönche Grangien an, von denen 1190 drei, 1213 aber bereits acht bezeugt sind. Ihre Zahl vermehrte sich
späterhin noch mehr. Bei der Aufhebung im Jahre 1540 besaß es noch elf Wirtschaftshöfe. Etwa ebensoviele waren im
Laufe der Zeit vom Kloster abgekommen oder eingegangen. Es ist bemerkenswert, daß die altzellischen Erwerbungen der
Frühzeit vorzugsweise im Lößgebiet der sog. Lommatzscher Pflege, in der alten Landschaft Daleminzien gelegen waren.
Als Wirtschaftsfachleute, die sie waren, wußten die Zisterzienser sehr wohl, welcher Boden die höchsten Erträge
abwirft. Später dehnte sich der Streubesitz weit aus, bis in die Leipziger Gegend und an die Elbe nördlich Meißen und
südlich Dresden, vereinzelt auch über die Elbe hinaus. An der Saale bei Jena (Zwätzen) und selbst in Böhmen (Lobositz)
hatte das Kloster Grangien, wobei diese entfernt gelegenen Güter allerdings teilweise durch Schenkung erworben und
auch auf die Dauer nicht gehalten wurden. Lobositz aber wurde 1252 gekauft. Im 13. Jahrhundert waren auch diese
entfernten Güter zweifellos gut bewirtschaftet und in straffer Abhängigkeit vom Kloster. Wie hätte sonst 1271, durch
Hungersnot im Lande genötigt, der Konvent seinen Sitz vorübergehend nach Lobositz verlegen können?
An der deutschen Besiedlung des Erzgebirges war das Kloster völlig unbeteiligt. Die deutschen Dörfer auf dem ihm
ursprünglich zugewiesenen Gebiet hat es nicht gegründet, sondern sie bestanden bereits. Neuerwerbungen im Erzgebirge
hat es nur wenige gemacht (Weißenborn, Erbisdorf, St. Michaelis), hier wurden auch keine Grangien angelegt. Wir
erinnern uns, daß auch Pforte an der Ostsiedlung nicht teilgenommen hat. Die Rolle der Zisterzienser in der
Geschichte der sog. ostdeutschen Kolonisation ist offenbar erheblich überschätzt worden; wenigstens gilt dies für
Mitteldeutschland. Auch das häufig als Musterbeispiel angeführte Zisterzienserkloster Waldsassen im Egerland hat in
erster Linie bereits bestehende Dörfer erworben und keineswegs neue Dörfer in großem Umfange angelegt.
Eine der wichtigsten Erwerbungen hätte für Altzelle die Übertragung sämtlicher Kirchen der aufblühenden Bergstadt
Freiberg werden können (1225). Es waren außer dem Hospital nicht weniger als fünf Pfarrkirchen. Das Kloster hat sie
nicht zu halten vermocht, doch ist unbekannt, wann sie verloren gingen. Höfe in Städten besaß es dagegen später
mehrere in Freiberg und Leipzig, Dresden und Meißen. Ja es erwarb 1293 die Stadtherrschaft der damals nicht
unbedeutenden Stadt Roßwein, und 1388 fiel ihm durch Schenkung erstmalig, erst 1500 endgültig durch Kauf das Städtchen
Siebenlehn zu. 1430 wurden Burg und Stadt Nossen käuflich erworben. Der Wohlstand des Klosters hielt also auch im 15.
Jahrhundert an. Eine vorübergehende Krise gegen Ende des 13. Jahrhunderts, die angeblich fast zur Auflösung des
Konvents geführt hätte, wird nicht so ernst gewesen sein, wie der Abt es darstellte, denn wenn auch damals einige
wertvolle Klostergüter verkauft wurden, so wurden doch andere erworben, der Erlös also keineswegs nur zur Abdeckung
von Schulden verwandt. Bei der Auflösung 1540 besaß das Kloster 3 Städte, 75 Dörfer, 11 Wirtschaftshöfe und den
Patronat über 23 Kirchen, von denen aber nur vier inkorporiert waren. Wahrlich ein stattlicher Komplex, der sich mit
manchem kleinen Territorium des deutschen Südens und Westens vergleichen konnte!
Die Klostergebäude sind leider völlig zerstört, nur das gewaltige Rundbogenportal der Umfassungsmauer, dessen
Unterteil heute tief in der Erde steckt, vermag davon noch einen schwachen Eindruck zu vermitteln. Erhalten hat sich
auch das Konversenhaus mit romanischem Untergeschoß; es wird heute als Kornspeicher benutzt. Auch die beiden schönen
Portale der Stadtkirche in Nossen stammen aus Altzelle. Sie wurden nach der Aufhebung des Klosters, dessen Gebäude
unaufhaltsamem Verfall ausgesetzt waren, dorthin gebracht und auf diese Weise dem Untergang entrissen.
Die Klosterwirtschaft ähnelte der von Pforte sehr, doch ist ein ganz wesentlicher Unterschied offensichtlich: die
Altzeller Mönche haben Rentenbezug von Anfang an nicht verschmäht. Die 800 überwiesenen Hufen wurden nur zum kleinen
Teil in Eigenwirtschaft genommen, zum bei weitem größeren blieben sie deutschen Bauern gegen Abgaben überlassen,
soweit nicht der Wald ungerodet blieb. Gewiß haben auch die Altzeller Mönche stellenweise Bauern gelegt. Von 1195 an
erwarben sie z.B. nach und nach das Dorf Zadel an der Elbe mit mehr als 25 Hufen. Ein Klosterhof bestand bereits 1213.
Zu ihm wurden 1237 noch fünf ehedem zur Kirche gehörige Hufen geschlagen. 1218 wurde die Anlage eines Weinbergs
begonnen. 1276 wurde das benachbarte Dorf Coze gekauft. Eine Grangie wurde hier angelegt, auf der 1289 6 Pferde und
13 Ochsen gehalten wurden; 1293 war das Dorf verschwunden. Ein typisches Beispiel zisterziensischer
Wirtschaftsgebarung also, durchaus vergleichbar dem Beispiel Osfurt, das wir für Pforte anführten. Aber 1351 beschloß
der Abt, den Hof Zadel (wie auch den in Ostrau) gegen Zins an Bauern aufzuteilen, weil er wenig ertragreich war. Das
Steuer wurde also völlig herumgeworfen. Viele Orte, die in den Besitz des Klosters gelangten, sind niemals anders als
durch Zinsbauern genutzt worden, auch im fruchtbaren altbesiedelten Gebiete. Bei der Auflösung des Klosters war die
Eigenwirtschaft recht bescheiden, die meisten Grangien waren verpachtet. Man sieht, daß die Wirtschaftsprinzipien
Altzelles durchaus elastisch waren, wobei im Spätmittelalter vielleicht ein gewisses Nachlassen der wirtschaftlichen
Tüchtigkeit zu beobachten ist, doch ohne daß dies besondere Folgen für den Wohlstand des Klosters gehabt hätte. In
dieser Zeit wurden vielmehr umfangreiche Geldleihegeschäfte betrieben.
Bedeutend war schon frühzeitig die gewerbliche Tätigkeit im Kloster, zumal die Tuchmacherei. Ein besonderes Webhaus
(domus textrina ) ist 1286 nachweisbar. Aber auch Schuster, Schmiede und Schneider waren vorhanden und nahmen im
Spätmittelalter sogar Lehrlinge an, deren Ausbildung von jeder Innung anerkannt wurde. Es muss also nicht selten
vorgekommen sein, daß junge Handwerker, ohne die Kutte zu nehmen, lediglich eine Ausbildungszeit im Kloster
verbrachten. Einen Streit um die im Klosterdorf Großweitzschen ansässigen Handwerker gab es 1277 mit der Bürgerschaft
der Stadt Döbeln. Es wurde dabei festgestellt, daß schon 1221, zur Zeit Markgraf Dietrichs, Schenke, Schmied,
Schuster, Wollenweber und Schneider im Dorfe ansässig waren und daß gebraut werden durfte. Beim gleichfalls dem
Zisterzienserorden angehörigen Kloster Buch wird uns Ähnliches begegnen. Die Umgestaltung, die die dörfliche
Wirtschaft unter dem Einfluß der Zisterzienser erfuhr, wird damit deutlich. Angestrebt wurde eine gewisse
wirtschaftliche Autarkie für das Kloster: vom Rohstoff bis zur Fertigware wurde alles selbst erzeugt und verarbeitet
und zum großen Teile auch selbst verbraucht. So möchte man vermuten, daß die große Zahl von Ochsen in Zadel wegen des
Leders gehalten wurden. Doch hat es auch an Handel nach außen nicht gefehlt. Zollfreiheit in der Mark Meißen besaßen
die Brüder zwar nur für Waren ihres eigenen Bedarfs, nicht für Handelsware, aber gerade daß diese ausgenommen wurde
zeigt, daß die Altzeller Mönche auch Handel trieben. Vermutlich dienten die Klosterhöfe in den Städten als
Stützpunkte für den Vertrieb von Waren. Bedeutend war der Besitz des Klosters an Mühlen, wobei besonders die Mühlen
bei Grimma eine Rolle spielten, derentwegen es mancherlei Unzuträglichkeiten mit der Stadt gab. Selbst im Bergbau
haben sich die Mönche versucht, wenn auch hier ohne nennenswerten Erfolg.
Eine direkte Nachricht über die Zahl der Mönche liegt erst aus dem Jahre 1408 vor, sie betrug damals 48. In früherer
Zeit wird sie höher gewesen sein. Im Jahre 1255 beabsichtigte man, ein Tochterkloster in Seußlitz zu gründen, doch kam
es nicht dazu. Erst die Gründung von Neuzelle wurde 1268 wieder wirklich durchgeführt. Damals konnte also der Konvent
Brüder abgeben. Aber noch 1480 sind 15 altzellische Mönche nach Ungarn gegangen, um eine Zisterze ins Leben zu rufen,
unbekannt wo, und 1540 waren 80 Personen im Kloster zu verpflegen, wovon doch wohl mindestens die Hälfte Mönche waren.
Ihrer Herkunft nach waren die Brüder ganz vorwiegend bürgerlichen Standes. Nur wenige Söhne des niederen Adels lassen
sich nachweisen, vielleicht einige Bauern. Sie alle entstammten seit dem 13. Jahrhundert meist der Mark Meißen, nur
in den Anfängen des Klosters ist Zuzug auch aus entfernteren Gebieten häufiger gewesen. So war das Hauskloster der
Wettiner wirklich ein markmeißnisches Kloster, was sich auch in den engen Beziehungen zu einigen meißnischen
Adelsgeschlechtern äußert, deren Angehörige sich im Kloster begraben ließen. Die Burggrafen von Meißen und die
Burggrafen von Dohna besaßen hier eigene Begräbniskapellen. Möglich war die Aufnahme von Laien, die im Kloster ihren
Lebensabend verbrachten. Die Klosterämter waren im wesentlichen dieselben wie in Pforte, und auch das Tagewerk in
geistlicher Hinsicht war im ganzen das gleiche. Als Prediger tat sich Abt Ludeger (1210 - 1234) hervor. Ganz besonders
ausgeprägt muss in Altzelle die Gastfreundschaft gewesen sein, die nicht nur dem Landesherrn und dem Bischof gewährt
wurde, was oft mit großem Aufwand verbunden war, sondern jeglichem Durchreisenden zugute kam. Erst aus der
Reformationszeit liegen Zahlen vor: es sollen innerhalb von drei Jahren 14.000 Reisende zu Pferde und 20.000 zu Fuß
beherbergt worden sein.
Großes Ansehen genoß in der Reformationszeit die Bibliothek des Klosters. Vor allem der gelehrte, durch humanistische
Bildung ausgezeichnete Abt Martin von Lochau (1493 - 1522) hatte zu ihrer Vermehrung beigetragen. Über ihre Bestände,
die damals etwa 1000 Bände umfaßten, orientiert ein in der Jenaer Universitätsbibliothek befindlicher Katalog von
1514. Es geht aus ihm hervor, daß die wissenschaftlichen Studien in Altzelle von den Anfängen des Klosters an mit
Eifer betrieben worden sind. Wir erinnern uns, daß die ersten Mönche eine Anzahl Handschriften aus Pforte mitbekommen
hatten. Der Bestand wurde bald vermehrt, sei es durch Ankauf oder Schenkung, sei es durch eigene Abschreibearbeit. Man
beschäftigte sich schon im 12. Jahrhundert mit geschichtlichen Studien, und wenn auch die im Kloster selbst verfaßten,
damals begonnenen Jahrbücher mehr als dürftig sind, so zeigen doch die vorhandenen Handschriften der Chroniken Hugos
von St. Viktor und Ekkehards von Aura, von Widukinds Sachsengeschichte und der Böhmenchronik des Cosmas, daß man
bestrebt war, den Gesichtskreis zu erweitern. Die beiden letztgenannten Werke wurden vermutlich noch im 12.
Jahrhundert im Kloster selbst abgeschrieben. Um 1200 besaß der Mönch, spätere Abt Ludeger Augustins De civitate Dei ;
er schenkte die vielleicht von ihm selbst geschriebene Handschrift 1206 dem Meißner Hochstift. Im 13. Jahrhundert
erwarb das Kloster Bedas Kirchengeschichte und das Geschichtswerk des Orosius, aber auch Handschriften antiker Autoren
(Seneca, Exzerpte aus Cicero). Andere Altzeller Handschriften dieser Zeit sind verloren: die sächsische Weltchronik
in lateinischer Übersetzung und, besonders zu bedauern, Brunos Buch vom Sachsenkriege, das uns überhaupt nur in einer
einzigen, sehr späten, ebenfalls aus Altzelle stammenden Handschrift erhalten ist. Eine im Kloster damals verfaßte
Weltchronik (von der Entstehung der Welt bis 1261) entbehrt des selbständigen Wertes und ist als bloße Kompilation
mit Recht unveröffentlicht geblieben. Auch im 14. Jahrhundert wurde die Zahl der Handschriften weiter vermehrt,
darunter um eine 1343 angefertigte wertvolle mitteldeutsche Übersetzung der Evangelien. Eine Klosterschule muss damals
schon lange vorhanden gewesen sein, wenn sie auch niemals erwähnt wird. Wahrscheinlich diente sie nur der
Unterrichtung der Neueingetretenen und unterstand dem Novizenmeister. Die Schule wurde anscheinend später zu einer
Art Studienkolleg ausgebaut, denn 1397 wurde Magister Vinzenz Grüner, ein gebürtiger Zwickauer, als Lektor der freien
Künste und der Theologie aus Prag nach Altzelle berufen, wo er bis zu seinem Tode 1421 gewirkt hat. Nach dem Auszug
der deutschen Studenten aus Prag 1409 hat vermutlich die Altzeller Schule vorübergehend die Aufgaben des dortigen,
1374 von Karl IV. gegründeten zisterziensischen „Bernhardinerkollegs” übernommen, bis 1427 ein neues
Zisterzienserkolleg an der Universität Leipzig gegründet wurde. Sein erster Leiter war Georg, ein Mönch aus Altzelle.
Veranlassung zu dieser Gründung gab wohl erst der Tod des Matthäus von Königsaal, der, von den Hussiten aus Prag
vertrieben, die Schule in Altzelle geleitet hatte. Eine Anzahl seiner Werke befand sich in der Klosterbibliothek.
Nicht wenige Mönche aus Altzelle haben in der Folgezeit in Leipzig studiert. Einen nochmaligen Aufschwung nahmen die
Studien unter dem bereits erwähnten Abt Martin von Lochau.
Kloster Bosau (Benediktiner) (WIKIPEDIA ) (57 km)
1114/21, es existiert ein Chartularium des Klosters.
1353 Einsatz des Abtes von Bosau als Konservator des Klosters Buch.
Verhör nach dem Überfall auf die Grangie Ammelgoßwitz.
1362 Der Prokurator des Titzkos von Eichen weist in Gegenwart des Abtes von
Bosau die Klage des Abtes von Buch zurück.
1362 Abt Rudolf von Bosau bannt die Schädiger des Klosters.
Schlesinger, Bd. 2, S.197.
Etwa gleichzeitig mit der Umwandlung von St. Moritz in Naumburg erfolgte die Stiftung des Benediktinerklosters Bosau
(Posa) bei Zeitz durch Bischof Dietrich. Schon vor 1118, vielleicht seit 1114, war sie in die Wege geleitet, 1119
erfolgte der päpstliche Konsens, und 1121 wurde sie endgültig beurkundet. Als Ausstattung wurden 18 Dörfer ausgesetzt,
darunter einige neugegründete, dazu zwei Herrenhöfe, 38 Hufen in verstreuten Dörfern sowie Zehnteinkünfte um Gera
und vor allem im Pleißengau, wo sie 1000 Schober (v , wohl jeweils 60 Garben) betrugen. Inkorporiert wurde dem
Kloster die von Gräfin Bertha gestiftete Pfarrkirche in Zwickau mit ihrer Ausstattung. Hier sollte eine Zelle für
sechs Mönche errichtet werden, die in erster Linie das Gedächtnis der Stifterin, des Bischofs und seiner Nachfolger im
Gottesdienst pflegen, sicherlich aber auch die umfangreiche Pfarrei versorgen sollten, sei es in eigener Amtsführung
oder durch einen Weltgeistlichen. Ob eine solche Zelle wirklich eingerichtet worden ist, steht dahin; man hört später
nichts mehr davon. Jedenfalls war die Absicht wiederum, die Seelsorge für die zu erwartenden deutschen Siedler in der
Umgebung von Zwickau einem Kloster anzuvertrauen. Es scheint, daß sie zunächst ausgeblieben sind, und so erklärt sich,
daß die Zelle keinen Bestand hatte. Das Kloster selbst erhielt ebenfalls das Pfarrecht. Der Konvent wurde mit dem
ersten Abte Ekkebert aus Hirsau berufen. Bosau wurde also von vornherein als Reformkloster gestiftet, doch wurde seine
äußere Rechtsstellung nur teilweise den Hirsauer Prinzipien angeglichen. Freie Abtwahl im Rahmen der Hirsauer
Kongregation wurde gewährt, doch blieb dem Bischof die Weihe des Abtes vorbehalten. Die Vogtei fiel dem Markgrafen
Konrad als Hochstiftsvogt und zugleich Verwandten des Bischofs zu, sie sollte in seinem Hause erblich sein. Die Vogtei
ist in der Tat in der Hand der Nachkommen Konrads verblieben. Erst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts fand
schrittweise die Entvogtung statt. Das Recht der Vogtwahl, das den Brüdern trotzdem eingeräumt wurde, war also in
Wirklichkeit sehr eingeschränkt. Wichtig wäre jedoch die Möglichkeit der Absetzung bei mangelnder Eignung gewesen,
wobei man sich indes fragt, ob eine solche Absetzung erzwingbar war. In jedem Falle wurde die Vogtei aus der Hand des
Bischofs empfangen, der also Eigenklosterherr blieb. 1160 trat das Kloster unter Vermittlung Erzbischof Wichmanns von
Magdeburg unter kaiserlichen Schutz. Auch unter Heinrich VI., Philipp von Schwaben und Friedrich II. riß das lose
Band, das das Kloster mit den deutschen Königen verknüpfte, nicht ab, doch entging es in der Folgezeit der
Unterwerfung unter die landesherrliche Gewalt der Wettiner nicht völlig. Markgraf Friedrich der Freidige nahm es 1310
in seinen Schutz, rückte also an die Stelle des deutschen Königs. Aber zu landesherrlichen Steuern und
Heerfahrtsleistungen ist Bosau von den Wettinern nicht wie andere Klöster herangezogen worden, dank seiner Lage im
Zeitzer Stiftsgebiet, wo der Bischof Landesherr war.
Jedem Wechsel im Besitzstand des Klosters im einzelnen nachzugehen ist nicht möglich, doch sei immerhin bemerkt, daß
es aus Zwickau im Laufe eines Jahrhunderts völlig verdrängt wurde. Die Stadtgründung, die hier vor 1145 erfolgt sein
muss, und der Kampf um die Stadtherrschaft brachten dies schließlich mit sich, wenn auch gegen namhafte
Geldentschädigung. Als sehr lukrativ erwiesen sich die dem Kloster übereigneten Zehntberechtigungen infolge der
Vermehrung der Bauernstellen durch deutsche Siedlung, da das Kloster im Pleißengau auch den Neubruchzehnten erhalten
hatte (1146). Ein Bosauer Zehntregister aus der Zeit um 1200 hat sich, einer nach Schulpforta gekommenen
Augustin-Handschrift beigebunden, erhalten. Das Kloster bezog damals Zehnten aus mehr als 180 Dörfern. Es scheint, daß
von jeder Hufe ein Schober entrichtet wurde. Die Zahl der Hufen im Dorfe betrug im Durchschnitt zehn. Es ist
selbstverständlich, daß das Kloster sich insbesondere der Fürsorge seiner bischöflichen Herren zu erfreuen hatte.
Bischof Udo II. inkorporierte ihm 1168 sogar das Kloster Riesa, das nicht recht gedeihen wollte, doch erwies sich dies
wegen der allzu großen Entfernung als ungünstig, und die Inkorporation wurde bereits nach zwei Jahren wieder
rückgängig gemacht. Bosau erhielt dafür die bedeutende und vermögende Kirche in Profen. Andere Bischöfe machten dem
Kloster weitere Zuwendungen, so daß seine äußere Lage sich recht günstig gestaltete. Allerdings hören wir
gelegentlich auch (1276) von Schulden bei Juden. Im Jahre 1256 besaß Bosau außer seinen Zehntrechten und mancherlei
anderen Berechtigungen 5 ganze Dörfer, 6 Wirtschaftshöfe (allodia ), 224 Hufen, 2 Mühlen und 6 Kirchen. Auf einem Teil
seiner Besitzungen übte es damals die weltliche Gerichtsbarkeit aus, und es wußte diese Gerichtsherrschaft in der
Folgezeit zu vermehren. Allerdings war der Abt nicht selbst über das Klostergut verfügungsberechtigt.
Grundstücksgeschäfte erfolgten stets durch die Hand oder wenigstens mit Zustimmung des Bischofs als
Eigenkirchenherrn. Über seine Kirchen hatte das Kloster nicht nur den Patronat inne, sondern sie waren ihm
inkorporiert, wenn auch nicht unbestritten.
Der Konvent umfaßte im 13. und 14. Jahrhundert etwa 30 - 40 Mönche. 1176 werden als collegium capituli außer Abt und
Prior 12 Priester, 6 Diakone und 11 Subdiakone genannt, 1185 15 Priester, 4 Diakone, 9 Subdiakone und 3 Akoluthen.
Hinzu kommen jeweils die Laienbrüder. An Klosterämtern sind im 13. Jahrhundert bezeugt Abt, Prior, Kustos und
Kämmerer. Um die Klosterzucht stand es in dieser Zeit nicht immer zum besten. Es ist nur für uns, nicht für das
Mittelalter nebensächlich, wenn 1229 Bischof Engelhard gegen gewisse Abweichungen und Wucherungen im liturgischen
Bereiche einschreiten musste. Um die Mitte des Jahrhunderts erreichte, wenn man der Überlieferung Glauben schenken
darf, der Verfall seinen Tiefpunkt. Es kam zu harten Streitigkeiten mit dem Abte, der die Zucht wiederherzustellen
strebte. Er wurde angeblich sogar an Leib und Leben bedroht. Dem visitierenden Bischof Dietrich II. leisteten die
Mönche bewaffneten Widerstand, ja es scheint zur offenen Fehde zwischen Kloster und Bischof gekommen zu sein. Man wird
demnach vermuten dürfen, daß die Mönche zumeist ritterlichen Geschlechtern entstammten, doch fehlen hierfür sonstige
Belege, da immer nur Vornamen in den Quellen genannt werden. Die Mönche fälschten und vernichteten Urkunden, um der
strengen Beobachtung der Regel aus dem Wege zu gehen, und drohten angeblich, um das Maß voll zu machen, ihren Abt
lebendig zu begraben. Papst Innozenz IV. griff 1246 ein und ordnete strenge Bestrafung der Mönche unter Zerstreuung
des Konvents in andere Klöster an, notfalls unter Zuhilfenahme weltlicher Gewalt. Neue Mönche sollten eingesetzt
werden. Die Reform scheint gelungen zu sein, denn 1248 stellte derselbe Papst dem Kloster eine Schutzurkunde aus, in
der er die Insassen seine „lieben Brüder” nannte. Selbstverständlich wäre es verfehlt, solche Vorkommnisse zu
verallgemeinern. Vielmehr wurde zu anderen Zeiten die Pflege der Wissenschaften in Bosau nicht gänzlich
vernachlässigt. Die Bibliothek, die 1185 zuerst erwähnt wird, legt davon Zeugnis ab. Sie enthielt Handschriften meist
des 12. Jahrhunderts durchweg theologischen Inhalts und kam in der Reformationszeit (wohl nur teilweise) nach
Schulpforta. Auch um 1500 ist die Herstellung von Handschriften in Bosau bezeugt, und in der Reformationszeit schrieb
hier Paul Lang seine allerdings wenig wertvollen Geschichtswerke. Wie alle Benediktinermönche widmeten sich auch die
Bosauer Mönche der Krankenpflege. Das Hospital wird erstmalig 1171 genannt. Die Gebetsverbrüderungen des Klosters
scheinen sehr frühzeitig einen beträchtlichen Umfang angenommen zu haben, denn bereits 1185 war es üblich, den
Hingang eines Bruders weit und breit (longe lateque ) zu melden. Von den Gebäuden ist leider nichts erhalten, doch
haben im vorigen Jahrhundert vorgenommene Grabungen ergeben, daß die Kirche wie die in Paulinzella eine
Fünfapsidenanlage hatte.
Kloster Chemnitz (Benediktiner)
(HOVS ,
WIKIPEDIA ) (35 km)
1136 Stiftung durch Kaiser Lothar III. (1075-1137), Mönche aus Kloster Pegau.
1143 Marktprivileg durch König Konrad III. (1093/1094-1152), (siehe hier ).
1235 ersuchte Papst Gregor IX. das Domkapitel Meißen, die Übertragung des
Klosters Chemnitz an Kloster Buch zu genehmigen.
1362 erteilte Papst Innozenz den Äbten von Altzelle und Buch den Auftrag, die Visitationsrechte des Bischofs von
Meißen im Kloster Chemnitz durchzusetzen (Regest: Beyer Altzelle Nr. 406, S. 616.).
Schlesinger, Bd. 2, S.192
Das Benediktinerkloster Chemnitz wurde 1136 von Kaiser Lothar gestiftet an einem Orte, der eine Tagereise vom Rande
des Erzgebirgswaldes entfernt war, dort, wo sich die beiden von Altenburg und Leipzig/Rochlitz über das Gebirge
führenden Straßen einander näherten. Es wurde ausgestattet mit zwei Meilen Land im Umkreise - Dörfer gab es noch
nicht. Dafür sollte es in diesem Gebiete etwaige Bodenschätze ausbeuten dürfen. Der Erzreichtum des Erzgebirges muss
also schon damals, vor Entdeckung des Freiberger Silbers, geahnt worden sein. Die Verleihung war freilich illusorisch,
denn um Chemnitz findet sich weder Metall noch Salz. Die Vogtei wurde dem Markgrafen Konrad von Meißen übertragen.
Besetzt wurde das Kloster mit Mönchen aus Pegau, wie wiederum aus dem Pegauer Totenbuch ersichtlich wird. Auch in
Chemnitz müssen also die Gedanken der Hirsauer Reform von vornherein heimisch gewesen sein. Die zentrale Stellung, die
bei ihrer Ausbreitung in Mitteldeutschland Pegau zukommt, wird deutlich. In der äußeren Rechtsstellung des Kloster
haben sich aber die Bestrebungen der Reform nur teilweise ausgewirkt. Obwohl es bei seiner Gründung in nahe Beziehung
zum römischen Stuhl trat (locus … Romane ecclesie … delegatus ), blieb es königliches Eigenkloster. Der
Königsschutz wurde 1216 von Friedrich II. bestätigt. Päpstliche Schutzurkunden von 1218, 1264 und 1274 haben daran
nichts geändert. Dagegen scheint das Kloster von der bischöflichen Gewalt weitgehend eximiert gewesen zu sein. Es
bezieht sich wohl hierauf, wenn Papst Honorius III. 1226 sagen konnte, das Kloster gehöre dem römischen Stuhle
unmittelbar an (ad nos nullo medio pertinens ). Erst 1362 gelang es dem Bischof Johann I. von Meißen, dieser
immediaten Stellung der Abtei Chemnitz nach langwierigem Prozeß ein Ende zu machen, nachdem der Abt Johannes
Marschall in Überschätzung seiner Möglichkeiten versucht hatte, sie auch auf den Archidiakonat Chemnitz auszudehnen,
der seit etwa 1300 mit der Abtei dauernd verbunden war.
Im Jahre 1143 wurde dem Kloster von Konrad III. das Recht eingeräumt, einen Fernhandelsmarkt zu errichten. Seine
Bewohner sollten Zollfreiheit im ganzen Reiche genießen. Der politische Zweck der Klostergründung wird damit
offensichtlich. Freilich blieb es zunächst beim Plane, eine Stadt auf Klostergrund kam nicht zustande. Welcher
Kaufmann hätte auch Neigung haben sollen, in der Einöde des Erzgebirges ansässig zu werden, wenn auch vielleicht der
Weitervertrieb der von Prager Kaufleuten eingeführten Waren nach Mittel- und Norddeutschland reiche Gewinnmöglichkeit
bot? Zunächst musste es also das Bestreben des Klosters sein, das Land im Umkreise urbar zu machen. Man ging dabei nach
dem gleichen Schema vor wie in Pegau. Auch hier entstand, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, ein Abtsdorf (um 1200
villa abbatis ). Aber erst nach dem Regierungsantritt Friedrich Barbarossas kam die bäuerliche Siedlung recht in Gang.
Sie wurde von Reichsministerialen geleitet, und dem reichsministerialischen Geschlecht von Waldenburg wurde damals
wohl auch die Klostervogtei anvertraut, die dem Markgrafen Konrad oder seinem Sohne Otto entzogen worden sein muss. Es
hatte sie bis ins 14. Jahrhundert inne, erst 1375 wurde sie vom Kloster käuflich erworben. Das Kloster Chemnitz wird
wie Pegau zur Musterwirtschaft für die in Entstehung begriffenen Bauerndörfer geworden sein. Bis zum Ende des
Jahrhunderts entstanden auf Klosterland neun Dörfer, der Kern des späteren Klosterbesitzes. Um 1165 wurde nun auch
endlich die längst geplante Stadtgründung durchgeführt, aber nicht vom Kloster selbst, sondern vom Könige, und ohne
daß dem Abte in der Stadt Rechte eingeräumt wurden. Es entstand die Reichsstadt Chemnitz, in der der Abt im Gegensatz
zu der Entwicklung in Pegau und Bürgel niemals die Stadtherrschaft erlangt hat. Doch wurden dem Kloster die
Chemnitzer Pfarrkirchen übertragen, so daß es zunächst wenigstens das kirchliche Wesen der Stadt beherrschte. Freilich
widerstrebte dem die Bürgerschaft schon am Ende des 13. Jahrhunderts.
In den Kämpfen, die der Thronbesteigung Friedrichs II. vorhergingen, hatte das Kloster schwer zu leiden. Es wurde
völlig zerstört, der Wiederaufbau kam zunächst nicht in Gang. Auch scheint innerer Verfall eingetreten zu sein. Papst
Gregor IX. beabsichtigte daher 1235, es dem Zisterzienserkloster Buch zur Reformation zu übertragen, ein doppelt
bemerkenswerter Schritt, da der Papst Chemnitz gleichsam als sein Eigenkloster behandelte und es einem fremden Orden
übertragen wollte. Politische Gründe dieser Einmischung sind zu vermuten. Der Plan ist nicht zur Ausführung gekommen,
und langsam hat sich das Kloster wieder erholt. Seinen Besitz vermochte es zu vermehren, vor allem um die nicht
unbedeutende Herrschaft Rabenstein (1375). Aber auch einzelne Dörfer wurden erworben, so daß schließlich ein großer
geschlossener Besitzkomplex um das Kloster entstand. Die verstreuten Klostergüter dehnten sich bis nach Böhmen aus.
Auf dem Klostergut stand im Spätmittelalter dem Abte die Obergerichtsbarkeit zu. Im Gegensatz zu allen anderen
sächsischen Klöstern ist Chemnitz nicht unter die wettinische Landesherrschaft getreten, sondern blieb
reichsunmittelbar, wenigstens dem Namen nach. Von Kaiser Sigmund wurde dies 1415 ausdrücklich hervorgehoben und
bestätigt. Allerdings konnte man sich nicht völlig den Forderungen der Wettiner entziehen, sondern musste diesen
beispielsweise 1346 Heerwagen stellen. Eine Blütezeit nicht nur äußerer Art sieht das Kloster im Beginn des 14.
Jahrhunderts erlebt zu haben. Es fühlte sich damals stark genug, zwei Zweigniederlassungen ins Leben zu rufen. Ein
Priorat wurde in der für die Hirsauer Bewegung üblichen Art in Nenkersdorf in der Diözese Merseburg (nördlich
Frohburg) gestiftet. Man faßte bei der Gründung sogar ins Auge, daß sich die Niederlassung zur selbständigen Abtei
entwickeln würde, doch ist es dazu nicht gekommen. Sie ging vielmehr noch vor der Reformationszeit, angeblich 1478,
ein. Eine Propstei entstand bei der 1313 dem Kloster inkorporierten Pfarrkirche der Stadt Penig. Bedeutung hat sie
nicht erlangt. Nur wenige Brüder, mitunter nur einer, hielten sich in Penig auf, um den Gottesdienst durchzuführen.
1459 wurde die Pfarre wieder einem Weltgeistlichen übertragen. Die Wissenschaft scheint im Kloster keine besondere
Pflege gefunden zu haben; nur wenige Handschriften theologischen Inhalts haben sich aus seinem Besitz erhalten. Erst
unter dem Abte Heinrich von Schleinitz (1484 - 1522), einem Freunde humanistischer Bildung, ist eine nicht
unbedeutende Bibliothek zusammengebracht worden.
Kloster Staucha/Döbeln (Benediktinerinnen)
(siehe auch Döbelner Geschichte(n) ) (18/10 km)
1223 Stiftung eines Klosters der Benediktinerinnen in Staucha durch Bgf. Meinher II. von Meißen.
1330 Fertigstellung der Klostergebäude in Döbeln, Umzug des Konvents unter der Äbtissin Elisabeth List.
1351 Patronantsrecht über die Kirche St. Nicolai Döbeln.
1432 Propst Bartholomäus des Klosters in Döbeln als Zeuge in Meißen.
Schlesinger, Bd. 2, S.287
Das Benediktinerinnenkloster in Staucha hat Burggraf Meinher II. von Meißen im Jahre 1222 gestiftet. Die
Stiftungsurkunde ist nicht erhalten. Kern der Ausstattung war die Pfarrkirche in Staucha mit ihrem Widum und ihren
Filialen, dazu drei Dörfer. Wir hören dann fast vierzig Jahre nichts vom Kloster. Erst 1261 bestätigte Meinher III.
die Übertragung der Stauchaer Kirche. Aber bereits drei Jahre später nahm der Burggraf die meisten dieser
Filialkirchen wieder an sich und übergab dafür dem Kloster die bedeutende Pfarrkirche in Leuben. Die Vogtei verblieb
der Stifterfamilie: Burggraf Meinher III. wurde ausdrücklich 1286 als advocatus nostri claustri bezeichnet und
willigte noch 1296 in eine Besitzveränderung. Ihre Begräbnisstätte hatten die Burggrafen jedoch nicht in Staucha. In
der Umgebung von Staucha erwarb das Kloster nur unbedeutenden Besitz. Die Meißner Burggrafen, die bald in mißliche
Vermögensumstände gerieten, vermochten ihrer Stiftung keine größeren Zuwendungen mehr zu machen. Es scheint hiermit
zusammenzuhängen, daß das Kloster vor die Tore der Stadt Döbeln verlegt wurde. 1328 überwies Markgraf Friedrich der
Ernsthafte den Nonnen das vom Döbelner Amtmann Johannes Große vor 1303 gestiftete Georgenhospital mit seiner
Ausstattung, und 1330 ist von der neuen Pflanzung in Döbeln die Rede. Die Nonnen waren freilich noch 1334 in Staucha.
Das Hospital behielt in der Folgezeit seinen Charakter bei. Die äußeren Verhältnisse des Klosters scheinen sich nun
gebessert zu haben. Die Kirche von Döbeln wurde ihm inkorporiert, und es gelang, Besitz in der Umgebung zu erwerben,
durch Kauf und Schenkung, vor allem durch Leibgedinge eintretender Nonnen. 1352 wird Besitz in 12 Dörfern namhaft
gemacht. Dazu besaß das Kloster den großen Nonnenwald bei Waldheim. Eigenwirtschaft wurde auf den drei
Klostervorwerken in Döbeln, Staucha (dem späteren Rittergut Oberstaucha) und Grünberg (bei Waldheim) betrieben. Auf
seinem Besitz hatte das Kloster die niedere Gerichtsbarkeit inne. Landesherrliche Steuern sollten nur kraft
besonderen Mandats erhoben werden (1347), doch hatte es einen Heerwagen zu stellen. Angeblich befanden sich im
Kloster in der Regel 16 Nonnen, eine Zahl, die nicht unglaubhaft ist. An der Spitze stand eine Äbtissin, ihr zur Seite
ein Propst. Außer der Priorin, die 1380 entgegentritt, gab es noch Sangesmeisterin und Küsterin. Die Nonnen waren
zunächst meist niederadliger Herkunft, doch begegnet 1333 auch eine Bürgerstochter aus Oschatz. Bei der Aufhebung des
Klosters waren nur adlige Insassinnen darin. Eine edelfreie Burggräfin von Meißen war 1438 Äbtissin. Privatbesitz war
gestattet und Eintrittsgeld zu zahlen schon im 13. Jahrhundert üblich. So befanden sich beispielsweise 1337 zwei
Töchter und zwei Nichten des Ulrich von Maltitz im Kloster. Er stiftete zur Ausstattung der Töchter Einkünfte in Höhe
von 25 Schillingen, die nach ihrem Tode den Nichten und dann erst dem Kloster zufallen sollten. Zwei andere Nonnen
erhielten 1328 eine Mühle als Ausstattung (pro praebenda ). Sie waren anscheinend noch jugendlichen Alters
(puellae ). Man gewinnt den Eindruck, daß die Verfassung auch dieses Klosters sich mehr der eines
Kanonissenstiftes näherte.
Kloster Geringswalde (Benediktinerinnen)
(HOVS ) (10 km)
1233 Stiftung der Herren von Schönburg, dabei waren die Brüder de Polec als tutores bei der Gründung von
Kloster Gerungeswalde tätig [BAUDISCH S. 200].
1237 Okt. 29: Schutz- und Bestätigungsbulle des Papstes Gregor IX.
1288 Henricus plebanus de lisnik als Zeuge bei der Umwandlung des Klosters Geringswalde in ein
Nonnenkloster. Datum & actum Gluchowe 1288 XVII Kal. Aprilis
(Misc. Sax. 1767 S. 78).
1339 bat die Äbtissin von Geringswalde als Inhaber des ius patronatus
für Schönerstädt den Bischof von Meißen, die Parochien Schönerstädt und Seifersdorf zu vereinigen.
Schlesinger, Bd. 2, S.284
Erhalten ist die Stiftungsurkunde des Nonnenklosters Geringswalde aus dem Jahre 1233. Gründer war Hermann von
Schönburg aus reichsministerialischem, vorher wohl edelfreiem Geschlecht. Er stattete die neue Pflanzung mit dem
Patronat über zwei allerdings sehr entfernt (bei Dresden) gelegene Kirchen, 22 Hufen, 3 Mühlen, 5 Hofstätten (areae )
und dem Gelände der zerstörten Burg und der verlassenen Stadt (oppidum desolatum ) Geringswalde aus. Auf vogteiliche
Rechte verzichtete der Gründer, indem er seinen Nachkommen und Amtleuten untersagte, auf diesen Besitzungen
irgendwelche Gerichtsbarkeit auszuüben, es sei denn vom Propst gerufen und auch dann ohne Entgelt. 1261 wurde in
besonderer Urkunde diese Bestimmung noch einmal wiederholt und erweitert. Dem Kloster wurde jetzt ausdrücklich die
Blutgerichtsbarkeit verliehen. Die Aufgabe aller eigenkirchenrechtlichen Rechte am Kloster bedeutete dies jedoch
keineswegs. Es erhellt dies weniger daraus, daß nach der Aufhebung sein Besitz an die Herren von Schönburg zurückfiel
und für die Ausstattung einer schönburgischen Landesschule verwendet wurde, denn die Herren von Schönburg
beanspruchten in ihrem Gebiete landesherrliche Rechte, als vielmehr daraus, daß sie wiederholt in die Bestellung der
Äbtissin eingegriffen haben, und wenn 1390 Veit von Schönburg gelobte, er wolle Propst, Äbtissin und Priorin nicht
absetzen, so muss auch das vorgekommen sein. Übrigens hieß 1271 Friedrich von Schönburg ausdrücklich Vogt des Klosters
(honorabilis advocatus noster ), was die tatsächliche rechtliche Lage gegenüber der verbrieften charakterisiert. Noch
im 15. Jahrhundert fanden Angehörige des Geschlechts im Kloster ihre letzte Ruhestätte. Papst Gregor IX. nahm 1238
Geringswalde in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz und seine Freiheiten. In geistlicher Hinsicht blieb es dem
Meißner Bischof unterworfen. Die Nonnen hielten sich zum Benediktinerorden. Der Klosterbesitz vermehrte sich in der
Folgezeit in ansehnlicher Weise durch Schenkungen vor allem der Herren von Schönburg, durch Kauf und durch
Leibgedinge der eintretenden Nonnen, die dem Kloster heimfielen. Auch in Geringswalde wurde im 13. Jahrhundert die
persönliche Besitzlosigkeit nicht durchgeführt. Im Jahre 1489 umfaßten die beiden Gerichtsstühle des Klosters neun
Dörfer. Zahlreicher Streubesitz in annähernd vierzig Orten kam hinzu. Auf dem Klostervorwerk wurde die übliche
Eigenwirtschaft betrieben. Ein weiterer Wirtschaftshof des Klosters befand sich bis 1463 in Zschannewitz (bei
Mügeln). Auch Rentenkäufe lassen sich in der Spätzeit nachweisen, u.a. liehen die Stadträte von Glauchau und von
Colditz beim Kloster Kapitalien. Der Konvent scheint nicht klein gewesen zu sein. Aus einer Stiftung des Propstes
Walter aus dem Jahre 1271 geht hervor, daß mit einer Zahl von 60 Nonnen gerechnet wurde, die allerdings später kaum
mehr erreicht worden sein dürfte. 1247 werden Priorin, Subpriorin, Scholastika, Celleraria, Sacrista, Portaria,
Cameraria, Subcelleraria und eine weitere Nonne namentlich genannt „und alle übrigen”. 1265 begegnen außerdem Küsterin
und Kantorin. An der Spitze des Konvents stand ursprünglich die Priorin, seit dem 14. Jahrhundert eine Äbtissin. Der
Propst wurde im 14. Jahrhundert durch einen weltlichen Vorsteher ersetzt. Das frühzeitige Auftreten einer
Schulmeisterin verdient hervorgehoben zu werden, es steht in mitteldeutschen Frauenklöstern einzig da. Über ihre
Tätigkeit fehlen Zeugnisse, so daß offen bleiben muss, ob sie lediglich die Novizen oder, was leicht denkbar wäre,
auch dem Kloster zur Erziehung übergebene Töchter adliger Familien unterwies. Lehrreich ist es, daß 1265 einmal von
dem Kapitel (totum eiusdem ecclesiae capitulum ) die Rede ist. Dies läßt den Schluß zu, daß Geringswalde ursprünglich
mehr der Form des Kanonissenstiftes sich näherte. Hierfür spricht auch, daß bei einer Leibgedingestiftung 1280
vorgesehen wurde, die Bewidmeten könnten das Kloster wieder verlassen. Man fragt sich, ob nicht auch in anderen
mitteldeutschen Frauenklöstern, die anfänglich nur einer Priorin unterstanden, die Dinge ähnlich lagen, etwa in
Beuditz. Zwei Töchter der Familie von Schönburg sind im Kloster nachweisbar. Sonst setzte sich der Konvent bis ins 16.
Jahrhundert hinein wohl ausschließlich aus Damen niederadliger Herkunft zusammen. Zu den Wettinern trat das Kloster
nicht in Beziehung, da die Herren von Schönburg ihr Gebiet und damit auch ihr Kloster von wettinischer
Landesherrschaft freizuhalten wußten.
Kloster Grimma (Augustiner-Eremiten)
(Klosterkirche ) (20 km)
1287 Genehmigung der Niederlassung durch Markgraf Friedrich Tuta.
Schlesinger, Bd. 2, S.267
An dieser Stelle mag das Augustiner-Eremitenkloster in Grimma angeschlossen werden. Dieser Orden, dessen größter
Sohn später Martin Luther war, war 1256 aus dem Zusammenschluß verschiedener italienischer Eremitenkongregationen
entstanden. Wirklich Eremiten waren die Augustiner nicht, sondern gründeten ihre Klöster vorzugsweise in Städten. Ende
des 13. Jahrhunderts bestanden in Deutschland bereits etwa 60 Konvente. Die Grimmaer Stiftung ging vom Orden selbst
aus. 1287 genehmigte Markgraf Friedrich Tuta die Niederlassung in der Stadt, 1289 nahm Bischof Heinrich von Merseburg
die Brüder in seinen Schutz. Zahlreiche Ablässe unterstützten das Unternehmen. Der Platz für das künftige Kloster
wurde vom Kloster Altzelle käuflich erworben, aber erst 1313 bezahlt. Bereits 1291 kam es zu Streitigkeiten mit dem
Stadtpfarrer wegen des Begräbnisrechts, die erst 1299 beigelegt wurden. Die Brüder beanspruchten nämlich das Recht der
Seelsorge, das ihnen 1349 auch in der Diözese Naumburg gewährt wurde, während sie es in der Merseburger von Anfang an
besaßen. 1302 trat das Kloster unter päpstlichen Schutz, ohne jedoch eximiert zu werden. Da die Augustiner-Eremiten,
obwohl ursprünglich nicht zu den Bettelorden gehörig, ähnlich den Franziskanern von Almosen lebten, war der
Grundbesitz des Klosters gering. Immerhin wurde 1404 das Vorwerk zu Hohnstädt erworben, dessen Ackerland später noch
durch Zukauf vermehrt wurde, ferner mancherlei Besitz in der Stadt selbst. Dieser war kraft markgräflichen Privilegs
von Abgaben befreit, so daß sich das Kloster 1444 auf Drängen des Rates genötigt sah, auf weitere Erwerbungen im
Bereiche der Stadt zu verzichten. Daß das Grimmaer Kloster keineswegs arm war, geht daraus hervor, daß es im Jahre
1500 den gesamten Besitz Altzelles in und bei Grimma, darunter zwei Mühlen, zu kaufen vermochte. 1522 waren 12 Mönche
und 4 Laienbrüder im Kloster, darunter Prior, Subprior, Kustos, Unterkustos, Gastmeister. Die Ämter des Pförtners,
Schaffners und Kellerers hatten Laienbrüder inne. Anderweitig begegnen noch Lesemeister, Ältester und (nach 1500)
Mühlmeister. In früheren Zeiten konnte das Kloster angeblich vierzig Mönche aufnehmen. Terminierhäuser gab es in
Altenburg, Chemnitz und Eilenburg. Es war also ein recht großer Bezirk, in dem die Grimmaer Augustiner Almosen
sammelten. Festgehalten zu werden verdient, daß im Jahre 1419 das im Kloster begangene Augustinusfest, bei dem den
Andächtigen reichlicher Ablaß gewährt wurde, auf den Sonntag nach Bartholomäi verlegt wurde, weil an diesem Tage
Jahrmarkt war und infolgedessen viel Volk in der Stadt zusammenströmte. Aufgehoben wurde das Kloster Grimma 1529 und
schließlich (1550) in die bekannte Fürstenschule umgewandelt.
Stift St. Afra in Meißen (Augustiner-Chorherren)
(WIKIPEDIA ) (35 km)
1205 bischöfliches Eigenkloster, Protektor Mgf. Dietrich der Bedrängte.
1227 gemeinsamer Auftrag des Abtes mit dem Propst von St. Afra.
1227 ein weiterer gemeinsamer Auftrag.
1228 ein weiterer gemeinsamer Auftrag.
1231 der Propst von St. Afra als Zeuge für den Bischof von Meißen.
1244 Bekanntmachung im Auftrag des Bischofs.
1245 Vergleich im Streit um Weinbergsgrenzen.
1327 Verkauf der Güter in Rauenthal an das Stift St. Afra.
1403 Beauftragung des Propstes von St. Afra als Conservator für Kloster Buch.
1432 Bezeugung der Anfertigung von Urkundenabschriften.
1459 Auftrag des Papstes an den Prpst von St. Afra, den Pfarrer von Belgern vom Bann zu lösen.
Schlesinger, Bd. 2, S.245
Gleich die erste bedeutende Gründung des 13. Jahrhunderts wurde durch die Bischöfe von Meißen vorgenommen: das
Augustiner-Chorherrenstift St. Afra in Meißen selbst. Auf bischöflichem Grund und Boden bei der bereits im 10.
Jahrhundert bestehenden Pfarrkirche vor der Burg Meißen im Jahre 1205 errichtet, blieb St. Afra bischöfliches
Eigenkloster und nach dem Beispiel von St. Moritz in Naumburg, das sich Bischof Dietrich zum Vorbild nahm, als
ecclesia secundaria von der Domkirche abhängig. Die Chorherren waren demgemäß verpflichtet, an bestimmten Tagen am
Gottesdienst im Dom teilzunehmen. Freie Propstwahl wurde zugebilligt, das Recht der Investitur und damit auch der
Ablehnung des Gewählten jedoch dem Bischof vorbehalten. Als Schutzvogt (protector ) wurde Markgraf Dietrich von Meißen
bestellt. Papst Innozenz III. bestätigte 1206 den Besitz des Stifts, und Erzbischof Wilbrand von Magdeburg nahm es
1250 in seinen Schutz, ohne daß seine Rechtsstellung sich dadurch geändert hätte. Die Schutzurkunde des Erzbischofs
war wohl nur eine Gegenmaßnahme gegen die Bestrebungen Bischof Konrads von Meißen, sein Bistum aus der Magdeburger
Kirchenprovinz zu lösen. Ausgestattet wurde das Stift mit dem Widum der bisherigen Pfarrkirche St. Afra, bestehend
aus Grundbesitz und Zehnten, sowie dem Patronat über die Pfarrkirche in Brockwitz. Die Marktkirche St. Marien in
Meißen, damals noch als Kapelle bezeichnet, wurde ihm inkorporiert, unter Hinzufügung von bischöflichen Zehnten rings
um Meißen. Der Zweck der Stiftung ist damit deutlich: die kirchliche Versorgung der Bewohner des Bischofssitzes und
seiner Umgebung sollte auf eine neue Grundlage gestellt werden. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, daß alle
meißnischen Burgmannen und ihre Dienstleute sowie das Gesinde der Domherren der Afrakirche zugewiesen wurden, um die
Domherren und ihre Vikare von der Seelsorge zu entlasten, wie es wohl etwas ironisch heißt, denn auch von ihrer
Nachlässigkeit ist die Rede. Es scheint, daß sie ihren seelsorgerischen Pflichten nicht in der gewünschten Weise
nachgekommen waren und daß dies der unmittelbare Anlaß der Stiftung war. Im Jahre 1256 erscheint dann die neue
Afragemeinde als universitas burgensium Misnensium et communitas provincialium et rusticorum parrochiae sanctae Afrae
attinentium . Es ist sehr wohl möglich, daß die Stiftung auch auf Betreiben der meißnischen Burgmannen vorgenommen
worden ist. Hervorgehoben zu werden verdient, daß auch die Meißner Bürger mit der getroffenen Regelung das ganze
Mittelalter hindurch zufrieden waren. Zu Reibungen zwischen der Bürgerschaft und dem Stift wegen der Handhabung der
Seelsorge in der Stadt, wie sie sich anderwärts beobachten lassen, ist es nicht gekommen.
Die Geschichte des Stifts ist arm an äußeren Ereignissen. Seine Aufgaben waren ihm vorgezeichnet, und zu ihrer
Erfüllung standen die notwendigen Mittel zur Verfügung. Die Bischöfe haben dem Stift häufig Zuwendungen gemacht,
weniger die Markgrafen von Meißen. Vor allem war es der in der Umgebung Meißens ansässige Adel, aus dessen
Schenkungen St. Afra Nutzen zog. Besonders tat sich die Familie von Schleinitz hervor. So kam im Laufe der Zeit ein
beträchtlicher Güterbestand zusammen, der auch durch einzelne Käufe vermehrt wurde. Es handelt sich zunächst um
Streubesitz in der Umgebung Meißens, nur wenige Besitzungen lagen abseits. Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts
angelegte Zinsregister gewähren einen gewissen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Stiftes, doch sind
sie nicht vollständig. Zum Jahre 1430 sind Geldeinkünfte in 27 Dörfern verzeichnet, dazu Sackzehnten in 19 und
Garbenzehnten in 15 Dörfern. Doch waren es meist nur einzelne Bauern in diesen Dörfern, die dem Stift pflichtig waren.
Die ersten Chorherren entstammten vielleicht zum Teil dem Naumburger Moritzstift. Der zweite Propst, Albert, kam vom
Lauterberge. Die Zahl der Chorherren bewegte sich im 14. und 15. Jahrhundert zwischen zehn und zwanzig, doch waren
meist nicht alle im Stift anwesend. Nur zum alljährlichen Generalkapitel hatten auch die als Pfarrer, in andere
Stifter oder in sonstigen Geschäften Beurlaubten sich vollzählig einzufinden. Die Konventualen schieden sich 1452 in
seniores und iuniores . Diese Scheidung entspricht derjenigen in emancipati und
non emancipati (1371). Die stiftischen
Ämter waren die üblichen: Propst, Prior, Kustos, Kantor, Infirmarius, auch ein Camerarius wird genannt. Ihrer
Herkunft nach entstammten die Chorherren zunächst dem niederen Adel aus der Umgebung von Meißen und dem städtischen
Patriziat zumal Meißens und Dresdens. Bemerkenswert ist, daß 1242 ein Johannes Slawus als Chorherr erscheint. Seit
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts überwiegt dann das nichtpatrizische Bürgertum. Privateigentum war durchaus
üblich. Gegen Ausgang des Mittelalters konnten nicht nur männliche, sondern auch weibliche Laien sich zur
Altersversorgung ins Stift einkaufen. Da das Stift innerhalb der Stadtmauern lag, hatte es nur geringe bauliche
Ausdehnungsmöglichkeiten, doch war für große Gebäude auch kein Bedarf. Gebaut wurde am Ende des 13. und zu Beginn des
14. Jahrhunderts. Von diesen Baulichkeiten sind nur geringe Reste noch erkennbar.
St. Afra ist berühmt geworden durch die Schule, in die das Stift nach seiner Aufhebung umgewandelt wurde (1543). Man
fragt sich, ob diese Schule an eine Tradition aus katholischer Zeit anknüpfen konnte und darf diese Frage bejahen.
Bereits die Stiftungsurkunde des Afrastifts von 1205 bestimmt, es solle zur Erhöhung der Feierlichkeit des
Gottesdienstes eine Schule für 12 Knaben (pueri seculares ) eingerichtet werden. Gewiß wurden diese Knaben in erster
Linie in dem unterwiesen, was für den Gottesdienst nötig war, also im Kirchengesang und in der lateinischen Sprache.
Die Bezeichnung seculares aber lehrt, daß es sich keineswegs um künftige Chorherren handelte. Die Schule war nicht für
die Unterweisung der Novizen bestimmt. Dies geht auch hervor aus einer zu 1279 oder 1289 datierten, vielleicht
gefälschten Urkunde, die aber gerade deshalb Schlüsse auf das Zuständliche erlaubt, wenn auch vielleicht für eine
etwas spätere Zeit: es wird hier gerügt, daß die Schüler von St. Afra an die Domschule übergehen und umgekehrt. Nur
mit Genehmigung der Lehrer (magistri ) soll das künftig gestattet sein. Die Zahl der Schüler hatte sich inzwischen auf
24 erhöht. Es soll nicht behauptet werden, daß nicht einige Schüler später ins Stift eintraten, und sicherlich hat
sich die Mehrzahl dem geistlichen Stande zugewandt. Wozu wäre eine gelehrte Bildung, als die noch im 13. Jahrhundert
bereits die Fähigkeit des Lesens und Schreibens galt, sonst nötig gewesen? Aber prinzipiell war dies nicht der Fall.
Die Leitung der Schule war infolgedessen auch nicht einem als Scholasticus bezeichneten Chorherrn, sondern einem
eigenen rector scolarium anvertraut, wie er allerdings erst seit dem 14. Jahrhundert in den Urkunden entgegentritt,
und zwar niemals in der Reihe der Chorherren. Die Schule selbst wurde als scola sanctae Afrae bezeichnet (1360). Sie
gehörte also zum Stift, war aber nicht mit ihm identisch. Von ihrem inneren Betriebe wissen wir nichts. Lediglich die
Tatsache, daß der Schulmeister meist zugleich öffentlicher Notar war, läßt einen Schluß darauf zu, daß die
Unterweisung sich nicht völlig auf Kirchliches beschränkte. Hierzu paßt nun vorzüglich, daß unter den Büchern, die
der afranischen Bibliothek seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in nicht ganz geringem Umfange schenkungsweise
zugewendet wurden, sich in der Hauptsache neben theologischen Schriften juristische Werke finden. Über den älteren
Bestand der Bibliothek und über ihr späteres Schicksal ist Dunkel gebreitet. Um das Jahr 1500 scheint dann
humanistische Bildung auch in St. Afra ihren Einzug gehalten zu haben: der Schulmeister wurde nunmehr als
gymnasiarches bezeichnet.
Kloster Heilig Kreuz bei Meißen (Benediktinerinnen) (35 km)
(WIKIPEDIA )
1217 Stiftung durch Mgf. Dietrich den Bedrängten, 1220 an den eigentlichen Ort verlegt.
1226 gemeinsamer Auftrag des Papstes.
1227 Auftrag des Papstes zus. mit anderen zum Schutz des Klosters Hl. Kreuz.
1228 Schied in einer Streitsache des Klosters Hl. Kreuz.
1231 der Propst von Hl. Kreuz als Zeuge des Bischofs.
1243 muss der Abt von Buch im Auftrag des Generalkapitels die abtrünnigen Nonnen des Klosters Hl. Kreuz bestrafen und die Äbtissin absetzen.
1244 der Propst im Auftrag des Bischofs.
Schlesinger, Bd. 2, S.254
Markgraf Dietrich hat noch ein weiteres Frauenkloster gestiftet, zum Heiligen Kreuz bei Meißen. Auch dieses Kloster
lag also in unmittelbarer Nähe einer bedeutenden Stadt, ohne indes wie St. Thomas in Leipzig und Eisenberg in die
Kirchengeschichte dieser Stadt von vornherein verflochten zu werden. Die Aufgabe der städtischen Seelsorge war
bereits dem bischöflichen Kloster St. Afra zugefallen. Es scheint vielmehr, daß das Kreuzkloster von Anfang an als
Versorgungsstätte für die Töchter des wettinischen Ministerialadels gedacht war. Seine Ausstattung, die 1220
beurkundet wurde, war demgemäß eine ganz andere: die beiden Kirchen St. Martin und St. Nikolai außerhalb der Stadt,
die aber nicht Pfarrkirchen, sondern im Grunde wohl nur Kapellen waren, fünf Dörfer und zwei Herrengüter in der Nähe
Meißens samt einigen weiteren Grundstücken, vor allem aber die großen Kolonistendörfer Luppa bei Oschatz, Sommerfeld
bei Leipzig und das zehn Hufen artbaren Landes haltende Herrengut Piestel bei Torgau. Von vornherein wurde also weit
entfernter, aber wertvoller Besitz zugeteilt. Nicht eine Aufgabe wurde dem Kloster gestellt, sondern auf seine
wirtschaftliche Sicherstellung wurde gesehen. Dem Propste wurde die volle Gerichtsbarkeit auf den Klostergütern
gewährt. Gegründet worden war das Kloster schon vor 1217 und hatte zunächst in der Wasserburg (aquaticum castrum )
bei der Jakobskapelle eine Stätte gefunden. Erst als der Bau der neuen Klostergebäude weit genug fortgeschritten war,
wurde die Verlegung nach der Stelle, wo sich noch heute die Ruinen des Kreuzklosters befinden, vorgenommen. Diese
Überreste, von der Kunstwissenschaft sehr genau untersucht, lassen erkennen, daß es sich um geräumige und
künstlerisch sehr bedeutende Bauten gehandelt haben muss, deren Durchführung die ganze erste Hälfte des 13.
Jahrhunderts in Anspruch genommen haben dürfte. Der von vornherein gehobene Lebensstil der Insassinnen des Klosters
kommt damit zu deutlichem Ausdruck.
Von Interesse ist der Kampf um die Rechtsstellung des Klosters in den ersten Jahren seines Bestehens. Nicht um die
Vogtei handelte es sich. Diese wird nie ausdrücklich erwähnt. Das Kloster war vogtlos, aber es wurde als
selbstverständlich angesehen, daß die erbliche Schutzherrschaft den Wettinern zustand, und so wurde bestimmt, daß der
Propst in Blutgerichtsfällen die wettinischen Amtleute (villici ) beiziehen sollte, die aber nur auf seine
Aufforderung und ohne Gebühren zu berechnen richten durften. Schutzurkunden der Markgrafen und ihrer Gattinnen, denen
zeitweise formal der Schutz des Klosters übertragen wurde, liegen aus dem 14. Jahrhundert vor. Strittig war vielmehr
das Verhältnis zum Diözesanbischof. Das Kloster strebte die Exemtion an und erlangte in den ersten 30 Jahren seines
Bestehens nicht weniger als sieben Papstprivilegien. Die Nonnen behaupteten, Zisterzienserinnen zu sein, und die
Päpste gingen darauf ein: bis 1235 bezeichneten die Papsturkunden das Kloster stets als zum Zisterzienserorden
gehörig. Die Absicht ist klar, man wollte der Freiheiten, die dieser Orden genoß, teilhaftig werden. Der wiederholt
verbriefte päpstliche Schutz kam dem entgegen. Aber auch Bischof Bruno von Meißen hatte das Kloster 1224 in seinen
Schutz genommen, unter Hinweis darauf, daß er die Gründung des Klosters als Diözesan mit Zustimmung des Kapitels
genehmigt hatte, d.h. er machte sein Diözesanrecht geltend. Wie schon 1221/2 nannte er die Nonnen Benediktinerinnen.
Das Spiel wird völlig klar, wenn in der Urkunde von 1224 die Worte s. Benedicti ausradiert und durch Cisterciensis
ersetzt sind. Nur im Kloster selbst kann diese „Verbesserung” vorgenommen worden sein. Eine Urkunde Gregors IX. von
1227 schien die Sache zum Abschluß zu bringen. Sie nahm das Kloster in der üblichen Weise in den päpstlichen Schutz
und räumte ihm außer sonstigen Vergünstigungen Zehntfreiheit und Freiheit von jeder geistlichen und weltlichen
Gerichtsbarkeit ein, vorbehaltlich der Autorität des päpstlichen Stuhls („päpstlicher Vorbehalt”). Sehr ausführlich
wurde dies im einzelnen erläutert, teilweise in wörtlicher Anlehnung an die übliche Form des Zisterzienserprivilegs.
Volle Exemtion von der bischöflichen Gewalt schien damit gesichert, und in einer kurz vorher ausgestellten
Papsturkunde heißt es demgemäß, das Kloster gehöre zu denjenigen, die vom apostolischen Stuhl mit „höherer Freiheit”
(maiori libertate ) ausgestattet seien. Aber der energische Bischof Konrad gab den Kampf nicht auf, sondern schlug die
Nonnen mit ihren eigenen Waffen. Bald nach seinem Amtsantritt nahm er eine Visitation des Kreuzklosters vor und
bestimmte, daß sie als Zisterzienserinnen von nun an die Zisterzienserregel in aller Strenge einzuhalten hätten, nicht
nur was die Kleidung, sondern auch was das Fasten und den Gottesdienst betreffe. Als Aufsicht wurde ihnen der Abt von
Altzelle gesetzt, der das Kloster alljährlich visitieren sollte. In der Tat hat der Abt dieses Recht in der Folgezeit
geltend gemacht. Ziemlich kleinlaut wandten sich die Nonnen nun wiederum an den Papst mit der Versicherung, sie hätten
mit dem Zisterzienserorden nichts gemein als die Kleidung, und baten um Befreiung von dem auferlegten Joche und vor
allem von der Exkommunikation, die der strenge Abt über die Widerspenstigen verhängt hatte (1248). So kam schließlich
1249 ein neues Papstprivileg zustande, das nun nicht mehr von Zisterzienserinnen sprach, demgemäß aber auch von
Exemtion nichts mehr verlauten ließ, sondern bedeutsam zum päpstlichen den bischöflichen Vorbehalt fügte (salva sedis
apostolicae auctoritate et diocesani episcopi canonica iustitia ). Damit war das Kreuzkloster zum Benediktinerorden und
unter die bischöfliche Gewalt zurückgekehrt.
Der erste Propst Walther und die erste Äbtissin des Kreuzklosters waren aus Altsachsen herbeigerufen worden. Die
Nonnen dagegen werden von Anfang an aus dem meißnischen Gebiete gestammt haben. Erst seit dem Beginn des 14.
Jahrhunderts können wir ihre ständische Herkunft einigermaßen überblicken. Neben niederadligen Damen standen in dieser
Zeit Töchter des gehobenen Bürgerstandes, vor allem aus Meißen und Dresden, aber auch aus Freiberg. Äbtissinnen waren
mit zwei Ausnahmen stets Adlige. Das Priorat wurde überwiegend mit Bürgerlichen besetzt, das Subpriorat dagegen
wieder mit Adligen. Daneben gab es noch die Ämter der Kantorin, der Küsterin und Kellerin. Beim Eintritt ins Kloster
wurde ein beträchtliches Eintrittsgeld erhoben, und die meisten der Nonnen bezogen persönliche Leibrenten, die nach
ihrem Tode nicht durchweg dem Kloster anheimfielen, da die Nonnen testierfähig waren (1384). In der Hauptsache werden
freilich die Schwestern ihren Besitz dem Kloster vererbt haben. Von Einhaltung des Armutsgelübdes konnte also keine
Rede sein. Für die Stärke des Konvents in älterer Zeit fehlen Anhaltspunkte. Die Zahl 30 bis 40, die geschätzt worden
ist, wird dadurch bestätigt, daß 1540 noch 38 Jungfrauen im Kloster waren. Der Besitz des Klosters betrug um die
Mitte des 13. Jahrhunderts etwa 150 Hufen. Er hat sich seitdem nicht wesentlich vermehrt, und die entfernt gelegenen
Besitzungen Piestel und Sommerfeld wurden sogar abgestoßen (1395, 1456). Im 14. und 15. Jahrhundert erwarb das Kloster
hauptsächlich Geldzinsen, so daß man von einem Übergang zu reiner Geldwirtschaft sprechen kann, der hier früher liegt
als bei anderen Klöstern. Es mag dies zusammenhängen mit der Besonderheit des Kreuzklosters, das eher einem
Fräuleinstift als einem Kloster glich und vor allem den Insassinnen ein sorgenfreies Leben zu sichern bestimmt war.
Es paßt gut hierzu, das auch das gottesdienstliche Leben im Kloster anscheinend wenig Vertrauen bei der Bevölkerung
genoß: auffallend wenig Seelgerätstiftungen wurden gemacht, und in der Klosterkirche gab es am Ausgang des
Mittelalters nur zwei Altäre, während bei den Meißner Franziskanern über sechzig standen. Für fromme Stiftungen zum
eigenen Seelenheile suchte man sich andere Kirchen aus. So floß das Leben der Benediktinerinnen ruhig und in
geordneten Bahnen dahin, aber wohl eben deshalb war es das Kreuzkloster, das in Meißen am längsten der Reformation
widerstand. Nonnen aus Holzzelle und Mühlberg fanden hier Zuflucht. Erst 1568 erfolgte die endgültige Aufhebung, und
die letzten Nonnen sind auch dann noch bis an ihr Lebensende dem alten Glauben treu geblieben.
Kloster Mühlberg/Elbe (Zisterzienserinnen)
(WIKIPEDIA ) (35 km)
1228 Stiftung der Herren von Eilenburg. Inkorporation in den Orden fraglich.
1250 Ortsbesichtigung in Mühlberg im Auftrag des Generalkapitels und Bestimmung, dass der Abt von Buch der Vaterabt werden soll.
1267 Vermittelung zwischen dem Abt von Buch und dem Pfarrer von Belgern durch den Propst von Mühlberg.
1326 der Propst als Zeuge für den Burggrafen von Leisnig.
1330 der Propst als Zeuge in einem Schied.
1396 Verkauf von Sörnewitz an das Kloster Buch.
1492 Vergleich im Streit um den Pogpuscher Werder.
Schlesinger, Bd. 2, S.286
Ebenfalls eine adlige Gründung war das Frauenkloster Mühlberg. 1228 gestattete Markgraf Heinrich der Erlauchte,
daß Otto und Bodo von Eilenburg die Kirche in Mühlberg, die sie aus einer Parochial- zu einer Konventualkirche machen
wollten, aus markgräflichen Lehen mit Einkünften bis zu 50 Mark Silber ausstatteten. Die Erlaubnis war nötig, denn die
Herren von Eilenburg gehörten der wettinischen Ministerialität an, stiegen freilich darin in den hohen Adel auf. Im
Jahre 1230 war die Gründung vollzogen und wurde von Erzbischof Albrecht von Magdeburg bestätigt. Propst wurde Martin,
Pfarrer von Mühlberg. Die Ausstattung war reichlich: vier Herrengüter, sechs Dörfer, eine Straße und fünf Kurien in
der Stadt, dazu Waldungen und verstreute Äcker, vor allem aber die Pfarrkirche der Stadt. Vogtfreiheit wurde gewährt
(monasterium cum omnibus bonis suis liberum permanens advocati pressuram minime paciatur advocatiam eidem liberaliter
conferentes ). Auch in diesem Falle bedeutete das wohl nicht den Verzicht auf alle eigenkirchenherrlichen Rechte, denn
in der Zeugenreihe der Urkunde wird Otto von Eilenburg als advocatus bezeichnet, und noch 1346 vermochte das Kloster
eine Besitzveräußerung nur mit Zustimmung zweier Brüder von Eilenburg vorzunehmen. Die Nonnen hielten sich nach der
Zisterziensergewohnheit, doch scheint das Kloster dem Orden nicht inkorporiert gewesen zu sein. Trotzdem nahm an
einer Visitation, die 1232 der Bischof von Meißen in Begleitung eines Domherrn vornahm, auch der Abt von Altzelle
teil. Der Zustand des Klosters wurde für gut befunden. Der Propst, vordem Kanoniker, musste Ordenstracht anlegen und
wurde auf die Regel verpflichtet. Die Zahl der Nonnen wurde auf höchstens dreißig festgesetzt. Ein Papstprivileg für
das Kloster liegt nicht vor, es blieb dem Bischof von Meißen unterstellt. Durch Schenkungen vor allem der Herren von
Eilenburg und durch Kauf vermehrte es zumal im 13. und 14. Jahrhundert seinen Besitz beträchtlich. So erwarb es allein
im Jahre 1285 von den Eilenburgern sieben Dörfer mit drei Kirchen. Auch von den Wettinern wurde es begünstigt. Die
Klostergüter hatten schließlich bedeutenden Umfang. Sie erstreckten sich in Streulage im Norden bis in die Gegend von
Herzberg, im Süden tief ins Meißnische hinein. Mehrere Herrenhöfe wurden in Eigenwirtschaft gehalten, andere Dörfer
nur durch Abgabenbezug von den Hintersassen genutzt. Aber auch als Ritterlehen wurden Besitzungen ausgegeben. Der
ehemalige Klosterbesitz umfaßte 1559 vier Vorwerke und Nutzungen in 26 Dörfern, von denen neun dem Kloster ganz
gehörten. Im späten 15. Jahrhundert nahm die Ausleihung von Kapitalien in der Form des Rentenkaufs beträchtlichen
Umfang an. Der Konvent mag die festgesetzte Zahl dreißig häufig erreicht haben. Noch 1540 waren 30 Chorjungfrauen und
17 Laienschwestern im Kloster. Es gab demgemäß zahlreiche Klosterämter. Der Äbtissin, die sich zeitweise von Gottes
Gnaden nannte, unterstanden im 14. Jahrhundert Priorin, Unterpriorin, Küsterin, Kellerin, Sangesmeisterin, Kämmerin,
Siechmeisterin, Sacrista, Pförtnerin und Fenestraria. Diese beaufsichtigte anscheinend den Verkehr der Nonnen mit der
Außenwelt, der nur durch ein Fenster stattfinden sollte. Die Nonnen entstammten meist dem niederen Adel, aber auch
Töchter der inzwischen in den Hochadel aufgestiegenen Stifterfamilie traten ein. Bürgerinnen stand das Kloster wohl
erst in der Spätzeit offen. Auch das Kloster Mühlberg scheint von landesherrlichen Abgaben und Diensten im 14.
Jahrhundert befreit gewesen zu sein.
Kloster Mutzschen (Marienknechte)
(WIKIPEDIA ) (14 km)
1490
Kloster Nimbschen (inkorporierte Zisterzienserinnen)
(HOVS ,
WIKIPEDIA ) (18 km)
1243 bei Torgau gestiftet, vor 1250 nach Grimma verlegt, bestätigt von Mgf. Heinrich dem Erlauchten.
1244 Inspektion des Gründungsklosters bei Torgau.
1282 Bestätigung eines Gütertausches.
1372 Bestätigung eines Schiedsgerichtes.
1380 Schlichtung eines Streits um Besitz.
Schlesinger, Bd. 2, S.273
Auch die Gründung des zweiten Frauenklosters der Merseburger Diözese Marienthron in Nimbschen bei Grimma ist nicht
völlig aufzuhellen, und gleich dem Leipziger Georgenkloster hat es seinen ursprünglichen Standort gewechselt. Dieser
befand sich in Torgau. Hier hatte bereits im Beginn des 12. Jahrhunderts der nachmalige Markgraf Konrad von Meißen
die Gründung eines Benediktinerklosters oder wenigstens die Zweigniederlassung eines solchen angestrebt, indem er sein
dortiges Erbgut samt der Kirche dem Kloster Reinhardsbrunn schenkte, unter Vorbehalt der Vogtei und unter der
Bedingung, daß ein Kloster dort entstehe (et patres ibidem constituantur ). Dies war nicht der Fall, und so wurde die
Schenkung nicht rechtskräftig. Ein Vorfahr Heinrichs des Erlauchten, unbekannt welcher, hat dann, teilweise mit den
gleichen Gütern, in Torgau ein Frauenkloster dotiert. Man kann am ehesten an Dietrich den Bedrängten denken und kommt
dann in den Anfang des 13. Jahrhunderts. Dieses Kloster befand sich nördlich vor der Stadt, ganz nahe der Stadtmauer.
Erst im Jahre 1243 ist es urkundlich bezeugt. Damals schenkte Markgraf Heinrich dem Kloster die Pfarrkirche in Weßnig
sowie die Kirchen in Torgau und Altbelgern, sämtliche mit allem Zubehör, das Dorf Polbitz und einen See. Aber bereits
vor 1250 wurde das Kloster nach Grimma verlegt, also noch immer nicht an den endgültigen Ort. 1251 wurden seine
Besitzungen vom Markgrafen bestätigt, wobei sich zeigt, daß zu den drei Kirchen im Elbgebiet, die 1243 geschenkt
worden waren, nicht weniger als 23 Filialkirchen gehörten. Die einzeln aufgeführten Einkünfte dieser Kirchen waren
dementsprechend hoch. Neu kam hinzu die Pfarrkirche von Grimma mit ihren beiden Filialen Großbardau und Grethen. Nicht
genannt ist das Grimmaer Elisabeth-Hospital, das erst 1253 im Besitze des Klosters auftaucht. Das neue Kloster solle,
so wird betont, auf Eigengut des Markgrafen erbaut werden. Es ist zunächst in Grimma beim Hospital errichtet worden;
nach der abermaligen Verlegung nach Nimbschen heißt es antiquum claustrum (1239). Aus dem Jahre 1250 liegen zwei
Papsturkunden für das Kloster vor, die beide die Zugehörigkeit zum Zisterzienserorden betonen. Die erste ist eine
einfache Schutzverleihung, die zweite, nur vier Wochen später ausgestellte, schließt sich dagegen an das übliche
Formular des Zisterzienser-Privilegs an und gewährt infolgedessen freie Wahl der Äbtissin, Befreiung vom
Neubruchzehnten und Exemtion von der bischöflichen Gewalt. Das Kloster befolgte in der Tat nicht nur wie andere
Frauenklöster Zisterziensergewohnheiten, sondern war dem Orden wirklich inkorporiert worden, wie 1279 festgestellt
wurde. Aber die Merseburger Bischöfe gaben sich mit der Exemtion des Klosters nicht zufrieden. Lange Streitigkeiten
wurden schließlich vom Abt Burchard von Altzelle dahin entschieden, daß das Kloster unter Vorbehalt der sonstigen
zisterziensischen Rechte unter die Merseburger Diözesangewalt zurückkehren solle, wie sie in gleicher Weise auch von
den Bischöfen von Meißen und Naumburg über die Zisterzienser-Klöster ihrer Diözesen ausgeübt wurde. Das Kloster wurde
der Aufsicht des Abtes von Pforte unterstellt.
Es muss damals bereits nach Nimbschen verlegt gewesen sein. 1258 hatte es dort Güter erworben, 1262 wurde ein
Kirchenbau ins Auge gefaßt. 1264 hören wir auch vom Bau der Klostergebäude, und 1277 begegnet erstmalig der neue Name
Thronus beate Marie virginis prope Grimme . Durch zahlreiche Ablässe war der Bau gefördert worden, so daß im Jahre 1291
die Kirche geweiht werden konnte. Die Vogtei wird in den Urkunden des Klosters niemals erwähnt, es war vogtfrei. 1254
hatte Heinrich der Erlauchte seinen Besitz von aller weltlichen Gerichtsbarkeit befreit. Dies wurde später wiederholt
bestätigt und zugleich eingeschärft, daß die markgräflichen Beamten nicht zur Abgabenerhebung berechtigt sein sollten.
Es bedurfte hierzu, wie bei vielen anderen Klöstern, besonderen landesherrlichen Mandats. Zur Entrichtung der
Landbede (precaria generalis ) war das Kloster indes verpflichtet (1337), auch hatte es einen Heerwagen zu stellen
(1347). Vogtfreiheit bedeutete also keineswegs Freiheit von der landesherrlichen Gewalt, oder umgekehrt ausgedrückt,
die Landesherrschaft über das Kloster ist nicht aus der Vogtei erwachsen. Eine Schutzherrschaft allgemeiner Art haben
die Wettiner wohl seit der Gründung über das Kloster ausgeübt. Eine Schutzurkunde König Adolfs von 1296 ist ohne
sachliche Bedeutung, da er sie im Grunde nur als damaliger Herr der Mark Meißen ausstellte.
Seinen Besitz um Torgau hat das Kloster festzuhalten vermocht, ja es hat ihn sogar um allerlei Grundbesitz vermehren
können. Vier Dörfer wurden hier auf die Dauer besessen, andere sind wüst geworden. Wesentlich waren aber vor allem die
Einkünfte kirchlicher Art aus seinen Pfarreien: Zehnt und Meßkorn. Die Bischöfe von Meißen haben die Pflichtigen
wiederholt zur Entrichtung bei Androhung der Exkommunikation ermahnt. Ein zweiter Besitzkomplex entstand in der Nähe
von Nimbschen selbst. Er umfaßte schließlich neun Dörfer, doch sind auch hier Ortschaften eingegangen. Dieser Besitz
wurde allmählich durch Kauf erworben, 1289 besaß das Kloster hier erst vier Dörfer. In der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts hat es weit über 1000 Mark Silbers für Grunderwerb ausgegeben. Die Vermögensumstände waren also günstig.
Sie verbesserten sich noch, als das Kloster 1277 den Bergzehnten, d.h. den zehnten Teil alles noch in den Halden zu
findenden Metalls, von Markgraf Heinrich von seinen sämtlichen Bergwerken erhielt. Wiederholte Bestätigungen
beweisen, daß das Kloster auf dieses Recht, das offenbar recht einbringlich war, großen Wert legte. Mancherlei Besitz
hatten die Nonnen in Grimma, vor allem eine Mühle und das noch 1289 genannte Elisabeth-Hospital, das sie aber eingehen
ließen. Eigenwirtschaft ist später nur auf dem Klostergut Nimbschen betrieben worden. Der Klosterhof in Torgau diente
nur Verwaltungszwecken. Über die Stärke des Konvents liegen Zahlen erst aus dem 16. Jahrhundert vor. Sie betrug danach
mehr als vierzig Nonnen, wozu noch einige Laienschwestern kamen. Damals waren die Insassen teils niederadliger, teils
bürgerlicher Herkunft, und so wird es von Anfang an gewesen sein, mit Überwiegen der Adligen noch im 14. Jahrhundert.
Privatvermögen der Nonnen war üblich, aber nicht Bedingung. Es gab außer der Äbtissin die Ämter der Priorin,
Unterpriorin, Küsterin, Kämmererin, Bursarin, Kellerin, Sangmeisterin und Siechmeisterin. Einen eigentlichen Propst
hat das Kloster vielleicht anfänglich, später aber nicht mehr besessen. Die weltlichen Geschäfte führte vielmehr ein
Vorsteher, der nicht geistlichen Standes zu sein brauchte. Für die Seelsorge waren Beichtväter (confessores ) da, die
durchweg Mönche aus Pforte gewesen zu sein scheinen.
Kloster Oschatz (Franziskaner)
(WIKIPEDIA ) (18 km)
1228 nach der Legende gegründet.
1297 ist der ehem. Guardian des Klosters Oschatz Zeuge für Cecilia von Mahris.
Schlesinger, Bd. 2, S.306
Ungefähr gleichaltrig mit der Torgauer Niederlassung ist das Kloster in Oschatz. Am 19. September 1246 stellte
Papst Innozenz IV. eine Ablaßurkunde für alle diejenigen aus, die den Bau einer Franziskanerkirche in Oschatz fördern
würden. Eine undatierte Ablaßurkunde Bischof Konrads von Meißen liegt wohl wenig später. Eine Inschrift am ehemaligen
Chorgestühl besagte, die Kirche sei 1248 geweiht worden. Weitere Inschriften waren auf Tafeln angebracht, die bis
1764 an den Wänden des Chores hingen. Danach soll der Bau des Klosters bereits 1228 begonnen worden sein, und 1246
habe ein Provinzialkapitel in Oschatz stattgefunden. Diese Nachrichten verdienen schwerlich Glauben. Die Kirche war
ursprünglich eine einfache rechteckige, turmlose Saalkirche, die später mehrfach umgebaut wurde: der Chor,
ursprünglich wohl nur ein Joch enthaltend, wurde verlängert und polygonal geschlossen, ein südliches Seitenschiff
angebaut, ein Turm errichtet und schließlich das Ganze eingewölbt. Der Grundbesitz, den das Kloster in der Folgezeit
erwarb, war gering, aber doch immerhin vorhanden. Auch diesem Kloster verschrieb Markgraf Wilhelm, der ein großer
Gönner der Franziskaner gewesen sein muss, einen Teil der Jahrrente der Stadt und schenkte ihm einen Hof bei der
Stadtmauer. Barzuwendungen sind im 14. und 15. Jahrhundert wiederholt bezeugt. Die Prokuratur übte 1493 der Rat der
Stadt aus. Über die Zahl der Klosterinsassen fehlen für die ältere Zeit Nachrichten; angeblich hat sie zwischen 12 und
14 geschwankt. Neben dem Gardian werden Vizegardian, Küster, Prediger und drei Älteste erst am Ausgang des 15.
Jahrhunderts und im beginnenden 16. Jahrhundert genannt. In dieser Zeit hören wir auch von Streitigkeiten mit dem
Stadtpfarrer. Einen bedeutenden Schatz von Inkunabeln enthielt die Bibliothek des Klosters, jedoch keinerlei
Handschriften. Wissenschaftliches Interesse ist also anscheinend erst gegen Ende des Mittelalters bei den Oschatzer
Minoriten erwacht.
Kloster Pegau (Benediktiner) (WIKIPEDIA ) (50 km)
1092 Stiftung durch Wiprecht von Groitzsch, besetzt mit Mönchen aus Münsterschwarzach.
Schlesinger, Bd. 2, S.184
Den alten Klöstern steht das Jakobskloster in Pegau als ein Kloster neuer Art gegenüber. Zwar wurde auch Pegau
nicht sogleich als Reformkloster der Hirsauer Richtung gegründet, aber schon kurz nach der Gründung fand die Reform
Eingang. Vor allem aber stand die Stiftung im engen Zusammenhang mit der deutschen bäuerlichen Siedelbewegung, die im
obersächsischen Raume zuerst im Lande um Pegau klar bezeugt ist.
Als Sühne für die Niederbrennung der Jakobskirche zu Zeitz in einer Fehde, so berichten die in Pegau selbst
niedergeschriebenen, unter dem Namen der Pegauer Annalen bekannten Aufzeichnungen, leitete Graf Wiprecht von
Groitzsch im Jahre 1091 die Erbauung des Klosters mit Unterstützung seines Schwiegervaters, des Böhmenkönigs
Vratislav, in die Wege. Als Kern des künftigen Konvents wurde der erste Abt Bero mit drei Benediktinern und einem
einzigen Konversen aus Schwarzach am Main berufen. Zunächst faßte also die sog. Junggorzer Richtung in Pegau Fuß. Die
Bauten wurden rasch vollendet, und bereits am 26. Juli 1096 konnte das Kloster von Erzbischof Hartwig von Magdeburg
geweiht werden. Als erste Ausstattung erhielt es die Burg (civitas ) Pegau mit Zubehör, zwei ganze Dörfer, neun Hufen
und 10 sol. Einkünfte. Als der Konvent wuchs, wurden fünf weitere Dörfer, fünfzehn Hufen, eine Mühle und drei Kirchen
samt Zehnteinkünften hinzugefügt. Durch Schenkungen der Söhne Wiprechts und anderer wuchs der Klosterbezirk später
weiter an. Als im Jahre 1100 der erste Abt Bero starb, nahm Wiprecht dies zum Anlaß, das Kloster der Hirsauer Richtung
zu übergeben. Er wandte sich um einen Nachfolger nach Corvey, damals dem Hauptsitz der Hirsauer Reform in Sachsen.
Windolf, ein noch junger, aber durch die Strenge seines religiösen Wandels bereits hochangesehener Mönch, wurde ihm
mit einigen weiteren Corveyer Brüdern gesandt. Er hat dem Kloster ein halbes Jahrhundert vorgestanden, und seiner
Energie verdankte es offenbar in erster Linie den inneren und äußeren Aufschwung, den es nahm, auch wenn der Bericht
der Pegauer Annalen vielleicht in zu hellen Farben auf dem absichtlich verdunkelten Hintergrunde der seiner Amtszeit
vorhergehenden Jahre malen sollte. Die Zahl der Brüder erhöhte sich auf vierzig, so daß es nötig wurde, neue Gebäude
zu errichten. Führend beteiligt war der Abt bei der Ansiedlung deutscher Kolonisten, die Wiprecht damals aus Franken
herbeirief. Nicht daß das Kloster von sich aus im großen Maßstabe gesiedelt hätte, aber es wirkte als wirtschaftliches
Vorbild. Windolf ließ Gestrüpp roden und Sümpfe austrocknen, er legte Gärten mit Obstbäumen und Küchengewächsen an
und gründete schließlich ein neues Dorf, das er Abtsdorf nannte; zwei weitere folgten. So darf das Kloster in diesen
Jahren als ein Mustergut gelten, zugleich als Beratungsstelle für die herbeigezogenen Ansiedler, die sich hier
vielleicht auch mit Gerät und Vieh versorgen konnten. Die Erfolge, die auf diese Weise für den Anbau des Landes
erzielt wurden, waren außerordentlich: bereits im Jahre 1105 gab es im Burgward Groitzsch 17 neue Dörfer, die
teilweise auch durch Umlegung slawischer Siedlungen entstanden sein mögen.
Dem äußeren Wohlstand des Klosters entsprach die innere Zucht. Pegau wurde zu einer Keimzelle der Ausbreitung der
Hirsauer Reform in Mitteldeutschland. Daß das Kloster Goseck von hier aus reformiert wurde, ist bereits erwähnt
worden. Als Abt wurde Nenther dorthin entsandt. Der Gosecker Chronist weiß seine Tätigkeit über alle Maßen zu rühmen.
Windolf selbst übernahm eine Zeitlang die Leitung des Klosters Oldisleben, dessen Vogtei Wiprecht durch seine zweite
Gemahlin Kunigunde von Beichlingen zugekommen war, nach Entsetzung des bisherigen, angeblich ungeeigneten Abtes
Lupert. Schließlich wurde ein neuer Abt Hillin aus Corvey berufen. Eine weitere Vogtei erbte Wiprecht über das
Nonnenkloster Vitzenburg. In diesem Kloster lockerte sich, wie es heißt, die Zucht infolge allzu großen Reichtums, den
vornehme Insassinnen eingebracht hatten. Auch hier wurde von Pegau aus eingegriffen. Die Nonnen wurden ausgewiesen und
das Kloster in Reinsdorf an der Unstrut als Mönchskloster neu gegründet. Abt wurde Ludeger, der mit Windolf aus Corvey
nach Pegau gekommen war.
Es gehörte zur Eigenart der Hirsauer Reformklöster, vom Mutterkloster aus Zweigniederlassungen für wenige Mönche,
sogenannte „Zellen”, zu gründen. In der Regel waren sie einem Prior unterstellt, doch wurden in Mitteldeutschland auch
Pröpste angetroffen. Sie nahmen den Überschuß der vielfach überfüllten Konvente auf, dienten der Verwaltung des
klösterlichen Streubesitzes und nicht zuletzt der Seelsorge, auch wenn sie von den Brüdern selbst nicht geübt,
sondern einem Weltgeistlichen übertragen wurde. Windolf selbst war, bevor er nach Pegau kam, Prior einer solchen von
Corvey aus errichteten Zelle gewesen. Der Brauch wurde in Pegau aufgenommen. Inmitten des neu besiedelten Gebietes
wurde in Lausick, wo ein Gotteshaus bereits bestand, eine Zelle für sechs Brüder gegründet. Der Ort sollte Pfarrort
für alle umliegenden neuen Dörfer sein. Der seelsorgerische Zweck stand also durchaus im Vordergrunde. Zugleich wird
deutlich, daß das Kloster Pegau auch in geistlicher Hinsicht mit der Betreuung der deutschen Ansiedler beauftragt war.
Ähnlich zu beurteilen ist wohl die Gründung der Propstei Schkölen durch Wiprechts Tochter Bertha (um 1140). Sie wurde
reichlich dotiert und dem Kloster Pegau inkorporiert. Abt Windolf zog sich als Greis nach seiner Resignation (1150)
hierher zurück. Es wird damit sichtbar, daß solche Zellenbildung gewiß auch eine Wurzel im Eremitentum hat. Während
nach Gründung weiterer Pfarrkirchen die Mönche aus Lausick offenbar frühzeitig ins nahegelegene Mutterkloster
zurückgezogen worden sind, hat die Schkölener Stiftung bis zur Reformationszeit Bestand gehabt. Bei der 1189
gegründeten St. Ottenkirche in der Niederstadt Pegau bestand seit dem 13. Jahrhundert ebenfalls eine Propstei, deren
Ursprung bislang unbekannt ist.
Die Rechtsstellung des Klosters gestaltete sich nicht völlig nach den Prinzipien der Hirsauer Reform. Zwar wurde es,
gemäß den Reformforderungen, von Wiprecht dem päpstlichen Stuhl übertragen, Paschalis II. nahm es 1106 in den
päpstlichen Schutz auf, und Viktor IV. bestätigte dies (1162). Zum Zeichen dieses Schutzes sollte alljährlich eine
Goldmünze nach Rom gezahlt werden. Die Befugnisse des Bischofs wurden eingeschränkt, die freie Abtwahl garantiert.
Aber ein Eigenkloster des Römischen Stuhls ist Pegau trotzdem nicht geworden. Die Vogtei verblieb erblich bei der
Familie des Gründers, und besser als aus den Urkunden erkennt man aus den Pegauer Annalen, daß im Kloster selbst
niemand daran zweifelte, daß Wiprecht nach wie vor Herr des Klosters blieb. Nach dem Erlöschen des Hauses Groitzsch
sollte dem Abt die Wahl des Vogtes freistehen. In Wirklichkeit ging, als im Jahre 1135 dieser Fall eintrat, das
Kloster mit anderem Groitzscher Besitz an König Lothar über; es wurde also nach wie vor als Groitzscher Eigenkloster
behandelt. Friedrich Barbarossa nahm Pegau 1172 in den kaiserlichen Schutz. Eine Schutzurkunde Lothars dürfte
vorausgegangen sein. Die Zinszahlung an Rom blieb zum Zeichen der „Freiheit” des Klosters (ad indicium libertatis , so
schon 1162) bestehen, und es wurde zugesichert, daß der römische König der alleinige Vogt des Klosters sein sollte.
Die Wahl des Untervogtes blieb dem Abte freigestellt. Wenn wir aber den Reichsministerialen Friedrich von Groitzsch
1181 nicht ohne Reibung mit dem Abte die Vogtei ausüben sehen, so erhellt, daß in Wirklichkeit der Wille des Königs
maßgebend war. Erst dem Abte Siegfried von Rekkin (1185 - 1223) gelang es, angeblich mit vieler Mühe und großen
Kosten, wie es heißt, die freie Vogtwahl von Friedrich I., Heinrich VI. und Friedrich II. bestätigt zu bekommen, doch
haben sich die entsprechenden Privilegien nicht erhalten, so daß man in diese Nachricht einige Zweifel setzen darf.
Pegau war jetzt ein königliches Kloster und wurde in die königliche Siedlungs- und Städtepolitik eingespannt: von hier
aus wurde das Kloster Chemnitz in den Erzgebirgswald vorgeschoben, und beim Kloster Pegau selbst wurde eine
königliche Stadt gegründet, deren Stadtherrschaft mit Münze, Markt und Zoll 1172 dem Abte übertragen wurde. Das
Münzrecht haben die Äbte bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ausgeübt. Friedrich II. hat dem Kloster 1215 den
königlichen Schutz nochmals bestätigt. Aber bereits Philipp von Schwaben hatte, anscheinend um sich in der Zeit des
Thronstreits im Reiche einen Anhänger zu schaffen oder zu erhalten, die Klostervogtei an den Wettiner Dietrich von
Groitzsch übertragen, der bald mit dem Abte in Streitigkeiten geriet. Nach seinem Tode fiel sie seinem Bruder Konrad
zu († 1210). Später suchte Markgraf Dietrich der Bedrängte von Meißen sie sich gewaltsam anzueignen. Es gelang dem
Kloster 1219 nochmals, ihn zurückzudrängen, unter gleichzeitiger Wahrung der Rechte der Stadt Pegau gegen die
markgräfliche Konkurrenzgründung Groitzsch. Aber schließlich erreichten die Wettiner ihr Ziel doch. Aus einem
königlichen wurde ein landesherrliches Kloster, und so ist es bis zur Auflösung in der Reformationszeit geblieben.
Eine in seiner Art bedeutende Persönlichkeit ist der bereits erwähnte Abt Siegfried gewesen, der sich nicht nur dieser
unaufhaltbaren Unterdrückung mit aller Kraft widersetzte, sondern zugleich den Kampf aufnahm um die Exemtion seines
Klosters von der bischöflichen Gewalt und gegen den Verfall der Klosterzucht, der sich unter seinen drei Vorgängern
angebahnt hatte. Nachdrückliche Unterstützung fand er dabei bei Papst Cölestin III., der sich durch die Eximierung
des Klosters einen neuen Stützpunkt im Osten des Reiches und eine Verbindung zu den dortigen Gegnern Heinrichs VI. zu
schaffen suchte. Pegau geriet dadurch nicht nur in Gegensatz zu Bischof Eberhard von Merseburg, sondern auch zum
König. Die Opposition der Mönche gegen den Abt, deren Führer Thimo aus dem reichsministerialischen Geschlecht von
Colditz war, wird also nicht nur dessen Strenge, sondern auch seiner politischen Linie gegolten haben. Unter
Beteiligung Marquards von Annweiler, den der König entsandt hatte, wurde der Pegauer Exemtionsanspruch zunächst
zurückgewiesen. Erst nach Heinrichs VI. Tode konnte er durchgesetzt werden; er blieb wenigstens formell auch später
gewahrt. Mit den widerspenstigen Mönchen kam es zur bewaffneten Auseinandersetzung, bei der der Vogt Friedrich von
Groitzsch dem Abte beistand. Es wird sich in diesem Falle also in der Tat nur um Dinge der Klosterzucht gehandelt
haben. Man wundert sich über diese Zuspitzung der Situation nicht, wenn man hört, daß Siegfried nicht weniger als 26
Mönche als untauglich aus dem Kloster auswies. Wiederholt musste der Abt vorübergehend aus dem Kloster weichen, aber
verzichtet hat er nicht. 1223 ist er in Pegau gestorben.
Der Pegauer Konvent scheint stets nicht ganz klein gewesen zu sein, doch fehlen genaue Zahlen. Im Jahre 1261 wurde
eine Urkunde des Abtes von 20 Mönchen unterschrieben. Davon waren 13 Priester, 4 Diakone und 3 Subdiakone. Vermutlich
war dies der ganze vollberechtigte Konvent. In der Frühzeit findet man viele Reichsministeriale unter den Mönchen,
vereinzelt auch Edelfreie; später wiegen die einfachen Ministerialen vor. Daß auch Bürger aufgenommen wurden, bleibt
für das hohe Mittelalter Vermutung, auf Grund von Namen wie etwa Albertus Franko und Heinricus Saxo (1261).
Bürgerlichen Stand verbürgen sie nicht. Seinen Besitz vermehrte das Kloster zunächst beträchtlich, später bröckelte
manches ab. Aber noch in der Reformationszeit besaß es im Amte Pegau 108 Hufen, über die es die Obergerichtsbarkeit
ausübte. Einen mehrhundertjährigen Kampf haben die Äbte mit der Pegauer Bürgerschaft um die Stadtherrschaft geführt.
Die Stadt Pegau hat sie schließlich abgeschüttelt, aber nur, um sie mit der markgräflichen Stadtherrschaft zu
vertauschen.
Nicht unbedeutend war die Pflege der Wissenschaften in dem Kloster. Schon Windolf hatte den Grundstock zu einer
Bibliothek gelegt, unter seinen Nachfolgern wurde sie beträchtlich vermehrt. Es scheint, daß sie in Schulbibliothek
und eigentliche Klosterbibliothek geteilt war. Jene umfaßte nach einem in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
geschriebenen Katalog erstaunlich viele Handschriften antiker Schriftsteller, darunter sogar Platons Timaios,
natürlich in lateinischer Übersetzung. Die Studien müssen demnach auf beachtlicher Höhe gestanden haben. Der Katalog
der allgemeinen Klosterbibliothek stammt aus späterer Zeit (Mitte des 14. Jahrhunderts); hier befanden sich die
theologischen Handschriften. Die Pegauer Schule war eine Studienanstalt für Benediktiner, nicht etwa zur Ausbildung
von gewöhnlichen Klerikern oder zur Unterweisung von Knaben bestimmt. Der weltoffene Geist, der hier herrschte, tritt
uns vor allem im ersten Teile des im Kloster verfaßten Geschichtswerkes entgegen, den bereits genannten Pegauer
Annalen. Er enthält eine Lebensbeschreibung des Klostergründers Wiprecht. Mancherlei Sagenhaftes ist beigemischt, das
der Verfasser mit sichtlicher Freude erzählt, auch wenn heidnische Vorstellungen zugrunde liegen. So muss ihm ein
altdeutsches Heldenlied von den Harlungen bekannt gewesen sein. Die Fortsetzungen der Annalen, von verschiedenen
Verfassern, bringen teilweise gute Nachrichten zur Geschichte des 12. Jahrhunderts. Sie zeigen, daß man in Pegau an
den Zeitereignissen im Reiche lebhaften Anteil nahm. Seit dem 14. Jahrhundert scheint das wissenschaftliche Interesse
im Kloster erlahmt zu sein.
Kloster Riesa (Benediktinerinnen)
(WIKIPEDIA ) (27 km)
1119 Eigenkloster des Bischofs von Naumburg.
1231 ist der Propst von Riesa Zeuge für den Bischof,
1231 ebenfalls,
1260 verkauft das Kloster Riesa dem Kloster Buch vier Hufen in Zeuckritz.
Schlesinger, Bd. 2, S.200
Wesentlich verschieden von der Entwicklung des Klosters Bosau war diejenige des zweiten von Bischof Dietrich I. von
Naumburg etwa gleichzeitig gegründeten Klosters St. Marien in Riesa. Die Stiftung war schon 1119 in die Wege geleitet
und wurde unter Dietrichs Nachfolger Udo I. (1125 - 1148) vollendet. Riesa ist damit, wenn man vom Kollegiatstift
Wurzen absieht, das älteste Kloster in der Diözese Meißen. Wahrscheinlich war es zunächst mit Benediktinerinnen
besetzt. Wie Bosau war auch dieses Kloster Eigenkloster des Naumburger Bischofs. Die Vogtei kam den Wettinern als
Hochstiftsvögten zu. Riesa lag zwar außerhalb des Naumburger Sprengels, aber inmitten des umfangreichen
Grundbesitzes, den das Bistum zu beiden Seiten der Elbe innehatte. Es wird deutlich, daß für die Klosterstiftungen
Bischof Dietrichs nicht nur geistliche, sondern auch wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend waren: nur dort hatte
ein Kloster Aussicht auf Gedeihen, wo es vom Bischof ausreichend dotiert werden konnte, d.h. inmitten des
Bistumslandes, und es konnte dann nicht nur als geistliches, sondern auch als wirtschaftliches Zentrum seiner Umgebung
ausgestaltet werden. Das Naumburger Bistumsland erstreckte sich im wesentlichen in drei Komplexen: um Naumburg
selbst, um Zeitz und an der Elbe. In allen dreien gründete Dietrich Klöster: in Naumburg, in Bosau und in Riesa.
Zweifellos war dem Riesaer Kloster von vornherein auch eine kolonisatorische Aufgabe im Rahmen der Siedlung gestellt.
Es sollte ähnlich wie Pegau und die königlichen Klöster Chemnitz und Remse die Ansiedlung deutscher Bauern, die man
erwartete, fördern und sie geistlich versorgen - zu diesem Zwecke war ihm die alte Pfarrkirche von Gröba mit ihrem
großen Sprengel anscheinend gleich bei der Gründung inkorporiert worden - und ihnen als Musterwirtschaft vorbildlich
sein. In der Tat finden sich 1234 im Besitz des Klosters, das der heiligen Jungfrau geweiht war, die Dörfer
Mergendorf und Heyda, neben solchen slawischen Namens, 1282 ein Dorf Zeliz, das auch Nuwundorp genannt wurde. Man
wird diese Dörfer um so eher als vom Kloster aus angelegte Mustersiedlungen ansehen dürfen, als Bischof Martin von
Meißen diesem vor 1190 den Zehnten von allen Ländereien zuwies, die es selbst dem Anbau zugeführt hatte (quae propria
labore et sumptu excoluerunt ). Von einem mit deutschen Siedlern besetzten Dorfe im Walde Hovvisc (Hoysche bei
Frauenhain), welches das Kloster erwarb, hören wir 1197; das Dorf, das bischöfliches Lehen war, bestand damals schon
lange Zeit. Die von weltlicher Gewalt geleitete Siedlung war also tatsächlich in Gang gekommen.
In den Anfängen des Klosters scheint dies freilich noch nicht der Fall gewesen zu sein. Es wurde bereits erwähnt, daß
das Kloster wegen gänzlichen Verfalls 1168 vom Naumburger Bischof als Eigenklosterherrn dem Kloster Bosau inkorporiert
wurde. Waren die erwarteten Siedler ausgeblieben, so daß sich Schwierigkeiten ergaben? Man möchte es vermuten, da
Bosau das Kloster bereits nach zwei Jahren wegen mangelnden Ertrags wieder aufgab. Bischof Udo II. scheint es nun den
Augustiner-Chorherren übertragen zu haben, denn die Pröpste, die in der Folgezeit nachweisbar sind, stammten aus den
Chorherrenstiftern Lauterberg und Neuwerk bei Halle. Es ist also möglich, daß erst im letzten Drittel des 12.
Jahrhunderts die geschilderte Siedlungstätigkeit des Klosters in Gang kam. Im Beginn des folgenden wurde es allmählich
in ein Frauenkloster umgewandelt, in der Weise, daß zeitweise ein Doppelkonvent bestanden haben muss (etwa 1210 -
1230). Den Chorherren wurde das Kloster wieder entzogen. Bereits 1225 wurde der Meißner Domherr Albert zum Propst
gewählt, doch Erzbischof Albrecht von Magdeburg erklärte die Wahl für nichtig und setzte von sich aus nochmals den
Chorherrn Alexander aus Neuwerk bei Halle ein. Aber 1244 wird das nunmehrige Frauenkloster wiederum als zum
Benediktinerorden gehörig bezeichnet.
Obwohl das Kloster 1244 niederbrannte, gestaltete sich seine äußere Lage in der Folgezeit leidlich. Es war zunächst
der Naumburger Bischof gewesen, der es durch Zuwendungen förderte, doch wurden auch beträchtliche Erwerbungen durch
Kauf gemacht. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts kann man den Besitz des Klosters auf etwa 200 Hufen schätzen. Hierzu
kamen Zehnten und die Einkünfte aus der Elbfähre, der einzigen zwischen Riesa und Strehla. Mit dem Kloster war eine
Pfarrkirche verbunden, auf die das Pfarrecht der Gröbaer Kirche überging. Der Propst war zugleich Pfarrer in Riesa.
Eine Anzahl Kirchen wurden im Laufe der Zeit von der Pfarrei abgegliedert, doch behielt das Kloster den Patronat. So
erklärt sich leicht, daß der Pfarrer von Zeithain zugleich als Schatzmeister des Klosters erscheint (1296). Riesa galt
in späterer Zeit als besonderer Erzpriesterstuhl. Die Präpositur Riesa der Meißner Bistumsmatrikel von 1495 (1346)
umschreibt mit acht Parochien genau den ehemaligen Seelsorgebezirk des Riesaer Klosters. Archidiakon ist der Riesaer
Propst nur vorübergehend gewesen. Mit dem Rückgang der bischöflich-naumburgischen Herrschaft an der Elbe seit dem
Ausgang des 13. Jahrhunderts lockerte sich auch das Verhältnis des Klosters zum Bischof. 1288 nahm es Markgraf
Heinrich der Erlauchte in seinen landesherrlichen Schutz, und im 14. Jahrhundert wurde es zu den markmeißnischen Beden
und Heerfahrtslasten herangezogen. Die von der Regel vorgeschriebene persönliche Besitzlosigkeit wurde im Kloster
nicht eingehalten. Wiederholt begegnen Stiftungen zur Nutznießung für bestimmte Nonnen auf Lebenszeit (zuerst 1296).
Bei einer solchen Gelegenheit erfahren wir 1337 die Namen von zehn Nonnen. Die Hälfte davon waren bürgerlicher
Herkunft, die übrigen entstammten dem niederen Adel. Doch begegnet als Äbtissin auch eine edelfreie Burggräfin von
Dohna (1308). Schwerlich waren die 1337 Genannten die einzigen Insassinnen des Klosters. Der Konvent wird
verhältnismäßig groß gewesen sein, fanden sich doch noch 1540 außer der Priorin acht Nonnen und vier Laienschwestern
im Kloster. An Klosterämtern begegnen außer dem Probst 1260 Äbtissin und Priorin, 1451 dazu Kustodin, Schulmeisterin
und Kämmerin.
Kloster Sitzenroda (Benediktinerinnen)
(WIKIPEDIA ) (33 km)
1198 Stiftung Meißner Domherren.
Schlesinger, Bd. 2, S.282
Bereits vor dem Jahre 1198 hatte der Kleriker Luprand, aller Wahrscheinlichkeit nach identisch mit einem
gleichnamigen Meißner Domherrn, zusammen mit seinen Brüdern Dieprand und Dietrich eine Kirche in Sitzenroda (südlich
Torgau) gestiftet. Die Familienzugehörigkeit der drei ist unbekannt. Von einem Kloster war zunächst nicht die Rede.
Aber die Ausstattung läßt erkennen, daß es sich von vornherein nicht um eine gewöhnliche Pfarrkirche gehandelt hat:
zwei Herrengüter und acht Hufen, dazu Zehnteinkünfte entsprechen durchaus dem, was bei der Dotierung eines kleinen
Klosters üblich war. In der Tat werden Propst und Priorin bereits 1225 genannt, so daß man die Klosterstiftung in die
ersten Jahre des 13. Jahrhunderts setzen darf. Die Nonnen hielten sich später zum Benediktinerorden. Wenn sie ein
einziges Mal Zisterzienserinnen genannt werden (1300), so hatte dies seinen Grund. In der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts wurde nämlich das Nonnenkloster in Dörschnitz (nördlich Lommatzsch) mit dem Kloster vereinigt, d.h. nach
Sitzenroda verlegt. In Dörschnitz hatte 1190 der markgräfliche Ministerial Konrad eine Pfarrkirche gestiftet, zu der
er 1206 ein Armenhospital hinzufügte (xenodochium pauperum quod dicitur hospitale ). Ihm wurden die Kirche in
Dörschnitz, diejenige in Frankenstein und vier Hufen übertragen. Die Verwaltung wurde einigen Regularkanonikern
übergeben, die Vogtei Konrad vorbehalten. Aus diesem Hospital ist anscheinend das spätere Frauenkloster
hervorgegangen. Der Verlauf ist also ganz ähnlich wie in Beuditz. Als Stifterin des Klosters galt eine domina Gepa ,
über die wir sonst nichts wissen, und da sie später auch in Sitzenroda als Stifterin betrachtet und dort das
Dörschnitzer Klostersiegel geführt wurde, wird man sagen dürfen, daß das Kloster Sitzenroda im Kloster Dörschnitz
aufgegangen ist und nicht umgekehrt, auch wenn als Sitz des Klosters Sitzenroda gewählt und der Klosterbesitz um
Dörschnitz bis auf den Patronat der Kirche in Frankenstein veräußert wurde. Das Kloster in Dörschnitz bestand 1233 und
noch 1250, die Verlegung war 1270 vollzogen. Es erhielt 1250 von Innozenz IV. ein Privileg, das ihm
Zisterzienserfreiheiten und somit weitgehende Exemtion von der bischöflichen Gewalt gewährte. Es wurde ausdrücklich
bestimmt, daß die Nonnen nach Zisterzienserinstitutionen leben sollten. Die Verlegung von Dörschnitz bedeutete
Übertritt zu den Benediktinern, aber es ist immerhin erklärlich, wenn 1300 noch einmal von Zisterzienserinnen
gesprochen wurde. 1283 besaß das nunmehrige Kloster Sitzenroda fünf Dörfer, einen Herrenhof und einen Wald, jedoch
wissen wir aus anderen Urkunden, daß diese Dörfer ihm nicht in vollem Umfange gehörten, und andererseits ist es
fraglich, ob die Urkunde wirklich den gesamten Klosterbesitz nennt. Dieser vermehrte sich durch Schenkung und Kauf
beträchtlich, ohne daß er bedeutend geworden wäre. Seinen Kern bildeten später acht Dörfer in unmittelbarer Nähe des
Klosters, im Umkreise lag Streubesitz, in ähnlicher Weise etwa wie in Frankenhausen. Das Kloster unterstand der
Aufsicht des Meißner Bischofs. Einen Vogt hatte es nicht. Markgraf Heinrich der Erlauchte nahm es 1283 in seinen
Schutz, 1291 wurde es von allen landesherrlichen Steuern befreit; nur im Falle besonderer Gefahr sollte es durch
spezielles Mandat zur Beisteuer aufgefordert werden. Eine Bestätigung erfolgte 1332 (sicuti cetera cenobia emunitatis
privilegio nostri indulti fulcita ). In der Tat scheint Sitzenroda keine Landbede entrichtet zu haben, auch hatte es
1347 keinen Heerwagen zu stellen. Erst 1510 war das Kloster heerfahrtpflichtig. Auf den meisten seiner Besitzungen kam
ihm im Spätmittelalter die Obergerichtsbarkeit zu. Zahlen über die Größe des Konvents fehlen. Er wurde geleitet von
einer Priorin, seit etwa 1300 von einer Äbtissin; außerdem erscheinen Subpriorin, Küsterin, Kantorin und Kellerin. Ein
Propst begegnet bereits 1225. Die Nonnen scheinen bis ins 15. Jahrhundert meist aus dem niederen Adel hervorgegangen
zu sein. Dann erscheinen auch Bürgertöchter. Der Grundsatz persönlicher Armut war nicht durchgeführt, sondern
Einkaufsgelder und Leibgedinge lassen sich schon im 13. Jahrhundert nachweisen.
Kloster Sornzig (Benediktinerinnen)
(HOVS ),
(WIKIPEDIA ) (7 km)
1241 Stiftung des Siegfried von Mügeln
1351 im Besitz des Patronats der Kirche Gersdorf.
1298 ist der Propst von Sornzig Zeuge für Hugo von Wolkenstein.
1332 schlichtet der Burggraf von Leisnig einen Streit zwischen Buch und Sornzig.
1333 ist der Propst von Sornzig Zeuge für die Burggrafen von Leisnig.
Schlesinger, Bd. 2, S.285
Eine Stiftung des edelfreien Siegfried von Mügeln war das Frauenkloster in Sornzig, das 1248 bereits bestand. Es
entstand bei der Pfarrkirche des Ortes, die Siegfried samt dem Dorf mit den Mühlen, Gütern in sechs umliegenden
Dörfern und zwei Pfarreien Limbach und Naundorf mit ihren Zehnteinkünften seiner Stiftung zuwies. Volle
Gerichtsbarkeit wurde eingeräumt, dazu Zehnte in siebzehn Dörfern. Weitere Dörfer in der Umgebung schenkte Siegfried
bis 1252. Außerdem setzte er das Kloster 1255 zum Erben seines Mobiliarvermögens ein, obwohl er eine Tochter besaß,
die ihrerseits zwei Söhne hatte. Man gewinnt den Eindruck, daß er, sohnlos, sein gesamtes Vermögen nach und nach
seiner Stiftung zuwandte. Papst Innozenz IV. nahm es mit dem üblichen Zisterzienserprivileg, das Exemtion gewährte,
1248 in seinen Schutz. Seine Name war Marienthal (vallis S. Marie iuxta Mugelin ). Vom Gericht des Burggrafen von
Leisnig war das Kloster 1275 befreit. Die Nonnen wurden 1292 und 1335 als Benediktinerinnen bezeichnet, aber 1348 war
der Zisterzienser Johannes Kule Propst, so daß an Schwankung der Ordenszugehörigkeit gedacht werden muss. Die
Insassinnen gehörten meist dem niederen Adel an. 1338 waren allein fünf Fräulein von Limbach im Kloster. Doch begegnet
1346 auch eine Grimmaer Bürgertochter. Einkauf war üblich, auch in der Form, daß die Nonnen Renten vom Kloster selbst
kauften. Zu landesherrlichen Leistungen ist das Kloster noch im 14. Jahrhundert anscheinend nicht herangezogen worden.
Kloster Waldheim (Augustiner-Eremiten)
(WIKIPEDIA ) (9 km)
1404-1549
Kloster Zschillen (Augustiner-Chorherren)
(WIKIPEDIA ) (22 km)
1168 Stiftung des Dedo von Groitzsch, ab 1278 Kommende des Deutschen Ordens.
Schlesinger, Bd. 2, S.228/343
Zwei Söhne des Markgrafen Konrad stifteten Zisterzienser-Klöster, der dritte, Graf Dedo von Groitzsch, gründete das
Augustiner-Chorherrenstift Zschillen (heute Wechselburg an der Zwickauer Mulde). Die Anfänge des Stifts müssen etwa
gleichzeitig mit denen Altzelles liegen, denn bereits 1168 war der Bau einer Kirche soweit vorgeschritten, daß eine
erste Weihe vollzogen werden und Bischof Gerung von Meißen die Stiftung beurkunden konnte, während der Stifter selbst
eine abschließende Stiftungsurkunde erst 1174 ausstellte. Wiederum wird deutlich, daß die neue Pflanzung ein
geistlicher Mittelpunkt für deutsche Siedler werden sollte, denn wir hören, daß in der Umgebung Neubrüche angelegt
und deutsche Bauernhufen, wie in der Gegend von Altzelle „Lehen” genannt, gebildet worden waren, und die alte
Pfarrkirche für diese Gegend, die Rochlitzer Petrikirche mit zugehörigen 12 Hufen, wurde dem Stift übereignet.
Weitere 17 Hufen in drei slawischen Dörfern sowie 22 der neuen „Lehen” wurden dem Kloster als Ausstattung außerdem
übergeben, dazu ein großes Waldstück, dessen Rodung anscheinend erwartet wurde, denn 1168 war von unbebauten Hufen im
Walde, die also bereits vermessen waren, die Rede. Freie Wahl des Propstes wurde zugesichert. Die Vogtei behielt der
Stifter sich und seinen Erben vor, doch so, daß sie ihm keinen Nutzen bringen und nicht verlehnbar sein sollte. Der
Schutz (defensio ) wird gegenüber der Herrschaft betont, doch liegen noch immer eigenkirchenrechtliche Gedanken
zugrunde, die sich auch darin äußern, daß Dedo die Beurkundung in Gegenwart seiner fünf Söhne und seines Bruders Otto
vornahm. Die hohe Gerichtsbarkeit auf seinen Besitzungen hatte das Stift nicht von Anfang an inne, sondern erwarb
sie erst zur Zeit Heinrichs des Erlauchten in zwei Etappen gegen Zahlung von 50 und 100 Mark Silbers. Die erste
Zahlung wurde vor 1228 geleistet. Zschillen blieb der Diözesangewalt des Bischofs unterstellt, der sich 1182 das Recht
zweimaliger Gastung im Jahre vorbehielt. Er verlieh dafür Zehnteinkünfte. Papst Coelestin III. nahm das Stift 1196 in
den päpstlichen Schutz, ohne seine Rechtsstellung näher zu umreißen, auch eine Besitzbestätigung Innozenz III. von
1205 tat dies nicht. Es ist also offenbar bei der ursprünglichen Regelung geblieben. Der erste Propst Dietrich und
mit ihm wohl die ersten Chorherren kamen vom Lauterberge, dessen Propst Ekkehard zur Durchführung der Stiftung
hilfreich die Hand geboten hatte.
Die Besitzentwicklung war nicht ungünstig. In dem bei der Stiftung zugewiesenen Walde wurden sechs deutsche
Bauerndörfer angelegt, weitere sechs schenkte der Sohn Dedos im Jahre 1208, so daß das Stift jetzt mit dem Zubehör der
Rochlitzer Kirche über mehr als 15 Dörfer verfügte. Dazu wurde dem Propste schon 1186 von Bischof Eberhard von
Merseburg, zusammen mit dem Pfarrecht (cura ) in Rochlitz - die Kirche wurde also dem Stift inkorporiert -, die
Archidiakonatsgewalt im ganzen Bereiche des Rochlitzer Allodialbesitzes des Grafen Dedo übertragen. Dies geschah auf
Veranlassung des Grafen, der dem Bischof als Gegenleistung die Kirche in Geithain überwies. Der Vorgang ist sehr
bemerkenswert. Denn der Rochlitzer Archidiakonat des Propstes von Zschillen erstreckte sich später (vor 1228) auch
über weite Gebiete der Meißner Diözese, d.h. über den gesamten Umfang der „Grafschaft” Rochlitz. Graf Dedo muss also
auch vom Meißner Bischof eine ähnliche Urkunde erwirkt haben, wie sie das Stift von Bischof Eberhard erhielt, doch ist
sie anscheinend verloren. Die Absicht ist deutlich: es war dem Grafen daran gelegen, die geistliche Jurisdiktion im
Bereiche seines Rochlitzer Allodialbesitzes in der Hand des Propstes seiner Stiftung vereinigt zu wissen, der also in
Wirklichkeit nicht so unabhängig gewesen sein dürfte, wie dies zunächst den Anschein haben könnte. Das Interesse
eines weltlichen Herrn setzte sich über Diözesangrenzen hinweg. Vereinheitlichungstendenzen der werdenden
Landesherrschaft benutzten das Eigenkirchenrecht als Vorspann, bei äußerer Anpassung an das neue kanonische Recht.
Die Zahl der Chorherren in Zschillen kann nicht groß gewesen sein. Dies ergibt sich schon daraus, daß nicht nur der
erste, sondern auch der zweite und vierte Propst vom Lauterberge kamen. Zu diesem Stifte wurden noch lange enge
Beziehungen unterhalten. Vielleicht läßt dies einen Schluß auf die Zusammensetzung des Konvents zu: er wird aus
vornehmen Leuten ritterlicher Abkunft, in erster Linie aus Söhnen königlicher und vermögender markgräflicher
Ministerialenfamilien bestanden haben. In einer späteren Quelle, die aber aus den verlorenen Annalen des Thomasstifts
in Leipzig schöpft, werden sie als nobiles bezeichnet, was indes schwerlich auf edelfreie Geburt zielt. Wie auf dem
Lauterberge trat auch in Zschillen im 13. Jahrhundert innerer Verfall ein. 1278 heißt es, die Brüder hätten ein
unordentliches und ihrer Regel zuwiderlaufendes Leben geführt, das sie trotz wiederholter Visitationen durch die
Bischöfe von Meißen, die einige Brüder ausgewiesen, andere mit Strafen belegt hätten, nicht änderten. Bischof Withego
habe das Stift abermals visitieren und reformieren wollen. Als jedoch die Stiftsinsassen das erfahren hätten, sei es
zum offenen Tumult gekommen, die Brüder hätten den Propst mit gewaffneter Hand angegriffen und verletzt, den Prior
aber getötet. Markgraf Heinrich der Erlauchte, der dies in einer Urkunde aufzeichnen ließ, war nicht der Meinung, daß
das Stift durch Brüder des Augustiner-Ordens in geistlicher und weltlicher Hinsicht wiederhergestellt werden könne.
Er entschloß sich daher, es dem Deutschen Orden zu übertragen, nach langen Beratungen mit dem Bischof von Meißen und
anderen Geistlichen. Es ist nicht völlig klar, ob dieser Bericht den Tatsachen entspricht oder ob er übertreibt. Daß
aber ein wahrer Kern zugrunde liegt, wird schwerlich zu leugnen sein, schon im Blick auf die detaillierten Angaben
und im Vergleich mit den Verhältnissen auf dem Lauterberge, aber auch anderwärts. Wurde doch 1323 das
Augustiner-Chorherrenstift Schiffenberg bei Gießen vom Erzbischof Balduin von Trier ebenfalls dem Deutschen Orden
wegen sittlicher Verwilderung übertragen. Der Niedergang des Ordens scheint also allgemein gewesen zu sein. Der Akt
der Übertragung war eigenkirchenrechtlich begründet, worauf schon die ausdrückliche Zustimmung der Söhne Heinrichs
hindeutet, wurde aber nach kanonischem Recht vollzogen (per donacionem eiusdem Misnensis episcopi et capituli ).
Die Rechte des Bischofs für die Zukunft wurden genau umschrieben. Das weitere Schicksal Zschillens als Deutschordenshaus
wird an anderer Stelle zu verfolgen sein.
Von den Stiftsgebäuden ist nur die Kirche erhalten, die heutige Wechselburger Schloßkirche. Diese aber darf mit ihren
Skulpturen als ein auserlesenes Kleinod romanischer Kunst in Mitteldeutschland gelten. Erbaut etwa zwischen 1160 und
1180, wie neuere, noch unveröffentlichte Untersuchungen ergeben haben, hat die Kirche die Gestalt einer
dreischiffigen, kreuzförmigen, flachgedeckten romanischen Pfeilerbasilika. Der Grundriß ist nicht aus dem
Vierungsquadrat entwickelt. Zuerst wurden wohl das Querhaus, sodann der Ostbau mit dem Chor erbaut. Hieran schloß
sich das Langhaus, während der Westbau vielleicht unvollendet blieb. Die geplante Zweiturmfront blieb entweder im
zweiten Stockwerk stehen, oder die obere Turmzone wurde in späterer Zeit, möglicherweise nach einem Brande,
reduziert. Zwischen den Türmen öffnet sich eine Empore nach dem Mittelschiff. Sie darf wie auf dem Lauterberge als
Platz des Stifters und seiner Familie gelten. Der Eingang befindet sich an der Nordseite. Die Säulen der nach drei
Seiten offenen Vorhalle sind von besonderer Schönheit. Im 15. Jahrhundert wurde die Decke der Kirche gotisch
eingewölbt (vor 1487). Der Chor lag ursprünglich viel höher über einer dreischiffigen, vierjochigen Krypta mit
halbrunder Apsis. Die zum Chorraum gezogene Vierung wurde gegen das Langhaus abgeschlossen durch den herrlichen
Lettner, der heute, in seiner Gestalt weitgehend verändert, teils als Umbau des modernen Hochaltars, teils als Kanzel
verwendet wird. Sein plastischer Schmuck, der an künstlerischer Bedeutung den Skulpturen von Naumburg, Meißen und
Freiberg gleichkommt, stellt die gesamte Heilsgeschichte dar, gemäß den Vorstellungen der Zeit im Sinne der
Vordeutung des Alten Testaments auf das Neue (concordia veteris et novi testamenti ), die man besonders in bestimmten
„typologischen” Vorformungen der Gestalt Christi und seines Lebens zu erkennen glaubte. So stehen an der Kanzel die
beiden Reliefs, die Isaaks Opferung und die Erhöhung der Schlange darstellen, als Hindeutung auf den Opfertod Christi.
Ob die heute an den Vierungspfeilern angebrachten Gestalten wirklich Abraham und Melchisedek sind, wie gewöhnlich
behauptet wird, möge dahingestellt bleiben. Wie Abraham damals dargestellt wurde, zeigt vielmehr das Kanzelrelief. Die
Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt des Lettners kann hier nicht im einzelnen dargelegt werden. Nur soviel sei
gesagt, daß die berühmte Kreuzigungsgruppe nicht auf einem Querbalken über dem Lettner im Triumphbogen gedacht werden
muss, wie man gemeint hat, sondern wie heute noch auf einer den Lettner krönenden steinernen Bogenkonstruktion ihren
Platz hatte. Das Zentrum der gesamten Darstellung bildete die Gestalt Christi als thronenden Weltenrichter, an der
Vorderseite des auf einem Ciborium ruhenden Ambo am weitesten nach vorn gerückt. Die Einordnung eines ganzen Reigens
von Figuren in ein Programm kennen wir zunächst von französischen und unter französischem Einfluß stehenden Portalen.
Hier ist das Figurenprogramm, vom Portal gelöst und in den Innenraum verlegt, am Lettner durchgeführt worden.
Insofern bedeutet Wechselburg einen der Höhepunkte in der Entwicklung der monumentalen deutschen architekturgebundenen
Plastik, die hier zugleich, was die Ausformung der Einzelfigur betrifft, den entscheidenden Schritt zum klassischen
Stil der staufischen Epoche tut. Die noch heute sichtbaren figürlichen Grabplatten des Stifterpaares dürften zu
Tumbengräbern in der Nordhälfte der Vierung gehört haben. Auch das Querhaus dürfte als Grablege der Stifterfamilie
gedient haben.